Mitsprache, Miteigentümer: Erfolgsmodell voestalpine

Die Herstellung von Autoblechen ist eines der Erfolgsprodukte der voestalpine .
Die Aktie stieg von acht auf 31 Euro, dazu kommen jährlich vier Prozent Dividende.

Am 18. August lag ein erfreulicher Brief in den Postkästen von 23.500 Mitarbeitern der voestalpine. Sie erhielten ihren jährlichen Auszug über den Wert ihres Aktienanteils am Unternehmen. Die Entwicklung ist sehr zufriedenstellend. Ist jemand seit Beginn der Mitarbeiterstiftung im Jahr 2000 dabei, ist der Kurs des Wertpapiers von acht auf 31 Euro gestiegen. Dazu kommt noch die Divendenrendite von vier Prozent pro Jahr. Allein diese ist deutlich höher als mickrigen rund ein Prozent, die derzeit die Besitzer von Sparbüchern für ihr Geld von den Banken erhalten. Summa summarum ist die Beteiligung für die Voestler ein sehr gutes Geschäft. Weiters kommt dazu, dass das Unternehmen beim Erwerb der Aktie 25 Prozent dazuzahlt.

Aber die Rendite ist nicht das Hauptmotiv für Max Stelzer, das geschäftsführende Vorstandsmitglied der voestalpine Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung. Für ihn sind die 14 Prozent, die die Stiftung am Unternehmen hält, das wichtigste Argument. Nach der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, die 15 Prozent besitzt, sind die Mitarbeiter der zweitstärkste Einzelaktionär. Die Oberbank hält 7,9 Prozent, der norwegische Staatsfonds 4,3 Prozent. 58,8 Prozent sind im Streubesitz.

"Unser Hauptziel beim Start im Jahr 2000 war es, als Kernaktionär mit einem gebündelten Stimmrecht aufzutreten", so Stelzer zum KURIER. "Das ist ein wesentliches Merkmal des Modells." 2002 schickte sich die schwarz-blaue Bundesregierung alle Industriebeteiligungen des Staates zu verkaufen, so auch den Anteil an der voestalpine. Es sickerten Geheimpläne durch, die voestalpine an den kanadischen Milliardär Frank Stronach zu verscherbeln. Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt. Die Lösung: Gemeinsam mit der Raiffeisen Landesbank und der Oberbank bildet die Mitarbeiterbeteiligung bis heute einen stabilen Kernaktionär.

Siemens VAI

Ganz anders verlief die Sache für den Industrieanlagenbau der voestalpine, die VA tech. Sie wurde 2004 von Siemens übernommen. Den Mitarbeitern geht es schlechter als jenen der voestalpine. Im Vorjahr wurden bereits 200 Mitarbeiter am Standort Linz gekündigt, bis Jahresende sollen weitere 290 der verbliebenen 1600 verabschiedet werden. Der neue Partner Mitsubishi Heavy Industries drängt Siemens dazu, den Personalabbau vor Inkrafttreten des Joint Ventures zu Jahresbeginn zu vollziehen.

Vermögensbildung

Auch angesichts des Verkaufs der Telekom an den mexikanischen Milliardär Carlos Slim und anderer Veräußerungen von Staatseigentum stellt sich die Frage, ob nicht auch österreichische Eigentümerlösungen unter dem Einschluss von Mitarbeiterbeteiligungen möglich gewesen wären. Warum das von ÖVP und SPÖ nicht umgesetzt wurde, ist schwer nachzuvollziehen. Beide sollten ein Interesse an Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand haben. Denn die Beteiligung bedeutet Mitsprache und zusätzliches Geld. Die ÖVP jedenfalls propagierte während der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa die Mitarbeiterbeteiligung als das Modell, um die Ausbeutung durch den Mehrwert zu verhindern.

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