Missbrauchsvorwürfe: Werdenigg spricht von bis zu 20 Opfern
Mindestens zehn, möglicherweise aber bis zu 20 Missbrauchsopfer könnte es im Fall um einen Langlauftrainer in Oberösterreich geben, der Anfang März publik geworden ist. Das vermutete die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg, die 2017 mit der Schilderung eigener Gewalterfahrungen für einen Skandal im Österreichischen Skiverband sorgte.
Über ihre Plattform „#We Together“ hatte Werdenigg Gespräche mit vier mutmaßlichen Opfern des beschuldigten Sporttrainers in der Dauer von insgesamt 20 Stunden. Auf Basis dieser Erzählungen schätze sie die Zahl der Betroffenen im konkreten oberösterreichischen Fall, sagte sie im Rahmen einer Pressekonferenz Donnerstagmittag. Der verdächtige Trainer und Bundesheerbedienstete, gegen den die Justiz ermittelt, wurde mittlerweile von Linzer Olympiasportzentrum Gugl nach Wien versetzt. Verschiedene Sportorganisationen, wie die UNION oder der ÖSV, für die der Trainer gearbeitet hat, haben sich von ihm getrennt.
Die bislang fünf von Medien kolportierten Fälle, kommentierte Werdenigg so: „Nehmen sie sechs und sie können die Hand dafür ins Feuer legen“. Sie betonte, dass es in Oberösterreich eine besonders auffällige Vernetzung zwischen Politik, Bildung, Sport, sowie Heer und Exekutive gäbe. Für den oberösterreichischen SPÖ-Sportsprecher und Landtagsabgeordneten Michael Lindner ist die bislang publik gewordene Zahl der mutmaßlichen Missbrauchsopfer „nur die Spitze des Eisbergs“. Deshalb will die SPÖ gemeinsam mit den anderen drei Landtagsfraktionen eine unabhängige Experten-Kommission einsetzen. „Die Zeit des Drüberschwindelns ist jetzt vorbei. Wir fordern, dass so rasch wie möglich eine unabhängige Expertinnen-Kommission zur Klärung der ungeheuerlichen Vorfälle eingesetzt wird“, so Lindner in Richtung des zuständigen ÖVP-Sportlandesrats Markus Achleitner. Die SPÖ wird am 11. April im Landtag den Antrag auf die Installierung einer Kommission stellen. Die Vorwürfe gegen den Trainer habe es bereits im Vorjahr gegeben. Auch die von Waltraud Klasnic geführte ÖSV-Kommission war eingeschaltet.
Achleitner habe „viel zu spät und viel zu wenig reagiert“, als er eine eigene Hotline für Opfer installieren ließ , sagte Lindner. Auf KURIER-Nachfrage wollte der für die Hotline engagierte Sportpsychologe Stefan Aigner „im Sinne der Betroffenen“ nicht preisgeben, wie viele Beschwerden es gab. Nur soviel: „Jeder Anruf wird ernst genommen“.
Landesrat Aichleitner ließ die SPÖ-Vorwürfe nicht auf sich sitzen. Sofort nachdem eine Betroffene die Missbrauchsvorwürfe aus den 1990er-Jahren publik gemacht hatte, habe er reagiert und Sachverhaltsdarstellungen an den Dienstgeber des Beschuldigten, sowie an Polizei und Justiz übermittelt, teilte er mit. Auch eine Expertenkommission mit dem Auftrag Präventionsmaßnahmen gegen Missbrauch im Sport zu erarbeiten, habe er bereits installiert, kündigte Achleitner umfassende Aufklärung an.
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