Mehr Kontrollen nach tödlichen Bahnunfällen

Zweifacher Familienvater wurde in Scharnstein von Zug erfasst und getötet
37-Jähriger kam auf Bahnkreuzung ums Leben, Landesrat kündigt Überprüfungen an.

Ein 37-jähriger Familienvater war der dritte Mensch innerhalb drei Wochen, der in Oberösterreich nach einem Unfall auf einem unbeschrankten Bahnübergang starb. Der ortskundige Mann dürfte Mittwochabend in Scharnstein, Bezirk Gmunden, im Nebel den herannahenden Triebwagen der Almtalbahn übersehen haben.

Unaufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer sei zu 99 Prozent die Hauptursache für diese schwere Unfälle, heißt es bei den ÖBB. Mit Investitionen und Kontrollen wollen ÖBB und das Land das Sicherheitsrisiko aber minimieren.

"Die sicherste Eisenbahnkreuzung ist jene, die es gar nicht gibt. Das Sichern von derartigen Übergängen ist ständiges Thema in unserem Infrastrukturprogramm", erklärt ÖBB-Sprecher Karl Leitner. Die hohe Anzahl und die enormen Kosten für die Aufrüstung mit einer technischen Sicherung der vielfach nur mit Warnschildern ausgestatteten Querungen stellen das Hauptproblem dar.

"Man kann nicht alles auf einmal machen", sagt Leitner. Er beziffert die Umbaukosten je nach Grad der technischen Sicherung mit Lichtsignalen bis hin zu Schranken mit 300.000 bis 500.000 Euro. 558 von österreichweit rund 3200 technisch ungesicherten Bahnübergängen gibt es allein noch in Oberösterreich. Die Kosten für eine Umrüstung teilen sich ÖBB und Land (50 %) mit den Gemeinden (50 %).

Umbauten

Bis Ende 2018 sind aktuell 37 Umbauten geplant. Einen Schwerpunkt in der Sicherheitsoffensive wird die Donauuferbahn einnehmen, auf der allein zehn bis 14 Übergänge technisch gesichert werden, kündigt Leitner an.

Sicherer wird auch einer von noch drei noch mit Schranken ausgestatteter Übergängen über die Westbahn. In Redl-Zipf wird diese Strecke bald per Überführung gequert. Kostenpunkt: acht Millionen Euro.

Die Gefahren der Bahnübergänge bei zunehmendem Autoverkehr seien auch dem FP-Landesverkehrsreferenten Günther Steinkellner bewusst, versichert dessen Büroleiterin Elisabeth Schwetz. Wie seit 2012 gesetzlich verordnet, werden jährlich rund 50 Übergänge nach einem Schlüssel behördlich kontrolliert und danach entsprechende Maßnahmen ergriffen. Bis 2024 müssen alle Übergänge kontrolliert worden sein.

So wurden 2013 innerhalb eines Jahres extra 100 Kreuzungen, die für Fuß-und Radfahrer zugelassen waren, geprüft. Danach musste ein Viertel gesperrt und der Rest technisch gesichert werden, berichtet Schwetz. Bei den Kreuzungen für den Autoverkehr wurden 90 Prozent mit zusätzlichen Sicherungseinrichtungen ausgestattet.

Unglückskreuzung

Aktenkundig ist auch einer mit Andreaskreuz und Stopptafel ausgestattete Übergang in Walding, Bezirk Urfahr-Umgebung: Dort wurde am vergangenen Freitag ein 15-jähriger Mopedfahrer von einem Triebwagen erfasst und getötet.

Nach einer Prüfung sollte diese Kreuzung bereits technisch gesichert werden, doch die Gemeinde Walding stufte einen anderen Übergang in ihrem Gebiet als noch gefährlicher ein und forderte dort den Umbau.

"Am 1. Dezember findet in Walding wieder eine Überprüfung statt", erklärt Schwetz. Außerdem wurde die Bezirkshauptmannschaft angewiesen, dort Polizei-Kontrollen anzuordnen. Landesrat Steinkellner kündigte indes für 2017 punkto Bahnkreuzungen einen Kontroll-Schwerpunkt an. Auch Rotlichtkameras sollen zur Überwachung der Übergänge eingesetzt werden.

In St. Konrad, im Heimatort des Mittwoch in Scharnstein ums Leben gekommenen zweifachen Familienvaters, war am Donnerstag das Entsetzen groß. "Eine Katastrophe. Eine Tragödie für die Familie und ein großer Verlust für die Gemeinde. Er war ein hochaktiver Feuerwehrmann und bei allen beliebt", sagt Bürgermeister Franz Kronberger.

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