Mehr Kicker, mehr Frauen, aber weniger Vereine

3700 Mädchen und Frauen kicken vereinsmäßig
Fußball. Er ist nach wie vor Breitensport Nummer 1. Es wird allerdings zunehmend schwieriger, den Vereinsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Die LT1 OÖ-Liga startet dieses Wochenende in das neue Meisterschaftsjahr, der große Rest im Fußball-Unterhaus folgt eine Woche danach. „Nach der Weltmeisterschaft ist die Vorfreude auf spannende Duelle mit regionalem Charme wieder riesig“, ist der Präsident des OÖ. Fußballverbandes, Gerhard Götschhofer, überzeugt. Das gelte nicht nur für ihn, sondern auch für die rund 70.000 Fans, die jedes Wochenende auf Oberösterreichs Fußballplätze strömen. „Diese Zahl unterstreicht, welche gesellschaftliche Ankerfunktion der Fußball in den Gemeinden und der Gesellschaft generell einnimmt.“

Allerdings machen auch vor Fußball-Oberösterreich gesamtgesellschaftliche Entwicklungen nicht Halt. Geburtenschwache Jahrgänge und ein sich wandelndes Freizeitverhalten stellen manche Vereine speziell im Nachwuchsbereich vor akute Probleme. Dazu kommt die Ausdünnung des ländlichen Raumes: Junge Menschen ziehen zur Ausbildung in die Stadt und kehren nicht mehr zurück. Die sich daraus ergebenen Personalprobleme werden zumeist mithilfe von Spielgemeinschaften aufgefangen. Das beschränkt sich aber nicht mehr nur auf den Nachwuchs, sondern setzt sich nach oben hin fort. In diesem Sommer haben sich gleich acht Vereine zu Spielgemeinschaften zusammengetan: Weyer/Kleinreifling, Allhaming/Weißkirchen, ATSV Stadl Paura 1b/Edt und Molln/Grünburg. Zudem nimmt der SC Marchtrenk die neu eingeführte Möglichkeit in Anspruch, statt einer 1b-Mannschaft ein U18-Team zu nominieren. Somit sind in der kommenden Saison 363 Kampfmannschaften im Einsatz, um fünf weniger als in der vorigen Saison. Mit der Folge, dass es nur noch elf statt zuletzt zwölf 2. Klassen gibt. Einen generellen Trend will Verbandsdirektor Raphael Oberndorfinger daraus nicht ablesen. Zwar habe es schon einmal rund 390 Teams gegeben, in den vergangenen Jahren sei die Zahl jedoch relativ stabil. Wenn Vereine fusionieren müssen, habe das unterschiedliche Ursachen. Manchmal fehle es schlicht an Funktionären, die sich ehrenamtlich engagieren. Auch mangle es mitunter an den finanziellen Möglichkeiten, um den Spielbetrieb alleine bestreiten zu können. Aber auch die Verstärkung mit Legionären funktioniert nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Jahren. Nach der EU-Erweiterung waren Wochenende für Wochenende Gastspieler aus dem benachbarten Ausland – vornehmlich aus Tschechien und Ungarn – eingependelt. Wie viele das aktuell sind, weiß man im Verband nicht. Faktum ist jedoch, dass ein allmählich wachsender Wohlstand im eigenen Land die anstrengende Pendlerei zurückgehen lässt.

3700 Mädchen und Frauen kicken vereinsmäßig

3700 Mädchen und Frauen kicken vereinsmäßig

Zuwachs bei Damen

Für ÖFB-Präsident Leo Windtner ist Fußball zwar nach wie vor unangefochten die Nummer-1-Sportart, auch er ortet freilich gesellschaftliche Probleme – in erster Linie eine zunehmende Bewegungsarmut. Wintner sieht hier die Politik in der Pflicht und fordert ein nationales Programm. Vorbild könnte Kroatien sein, das es bei der diesjährigen WM immerhin bis in dies Finale geschafft hat. Dort hätten nicht nur der Fußball, sondern allgemein Ballsportarten hohen Stellenwert.

Alles in allem verfüge Fußball noch immer über hohe Anziehungskraft, stellt Verbandsdirektor Oberndorfinger fest. Zum Beweis führt er die Zahl der Aktiven an: Exakt 61.870 sind derzeit beim OÖ. Verband gemeldet, das bedeutet einen Anstieg um 16 Prozent seit 2012. Die Zunahme geht nicht zuletzt auch auf das Konto der Mädchen und Frauen: Knapp 3700 Spielerinnen kicken derzeit vereinsmäßig, um elf Prozent mehr als noch 2015. Für Oberndorfinger hat der ungebrochene Zulauf zum Fußball einen zentralen Grund: eine niedrige Eintrittsbarriere. Die Kosten sind gering und in fast jeder Gemeinde gibt es einen Verein samt Infrastruktur. „Im Vergleich zu anderen Sportarten ist Fußball auch für einkommensschwache Familien leistbar.“

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