„Massagen nur im privaten Umfeld“

Der weitaus größte Teil der Yoga-Szene lehnt Lehrer-Schüler-Beziehungen ab
Linzer Yoga-Studioleiter weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück und will klagen

Der Leiter jenes Linzer Yoga-Studios, gegen den massive Vorwürfe wegen sexueller und emotionaler Übergriffe erhoben wurden, weist diese zurück und will dagegen klagen. „Ich fühle mich gedemütigt. Der Vorwurf des Missbrauchs ist falsch“, sagt der Studioleiter im Gespräch mit dem KURIER. Seinen Namen will er nicht öffentlich nennen, weil er fürchtet, Schaden zu erleiden.

Im Yoga-Unterricht spielt der korrekte Umgang mit Nähe und Distanz eine große Rolle. Sexuelle Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler gelten als „No-Go“. Deshalb kritisiert und distanziert sich der Großteil der Yoga-Szene vom Verhalten des Studioleiters, der mit seinen Schülerinnen geschlafen haben soll.

Private Treffen

„Ich bin kein Lehrer, von dem die Schüler abhängig sind“, verteidigt sich der Studioleiter. Es seien volljährige Menschen gewesen, die er auch privat getroffen habe und, „die auch eingewilligt haben“. Laut „Presse am Sonntag“ (18. 11.) seien Umarmungen des Lehrers die Regel, nicht die Ausnahme gewesen. „Ich umarme Frauen, Männer und Kinder auf die gleiche Art und Weise, wenn ich zu ihnen ein vertrautes Verhältnis habe“, sagt er.

Neben Yoga sollen Tantra-Workshops gegeben und -Lehren vermittelt worden sein. Laut dem Artikel geht es bei Tantra „um das Fließen von Energie, die sexueller Natur sein kann, aber nicht muss. In diesem Studio wurde das offenbar eher einseitig interpretiert. Sex wurde als Heilmittel propagiert.“

Laut Studioinhaber werden die vier Formen des traditionellen Yoga angeboten: Jnana, Karma, Bhakti und Raja, dessen Unterkategorie das in Europa weit verbreitete Hatha-Yoga ist. „Tantra ist eine alte Wissenschaft, Energie zu verstehen und zu lenken. Es ist ein Teil der Philosophie, die bei uns weiter gegeben wird. Nur fünf Prozent von Tantra haben mit Sexualität zu tun. In unseren Kursen wird keine Sexualität praktiziert“, sagt der Studioleiter.

Der tantrische Weg

Tantra beinhalte auch Astrologie und die Beschäftigung mit Träumen. Konservativere Yoga-Richtungen seien mehr auf Enthaltsamkeit und Spiritualität ausgelegt. Der tantrische Weg sage, man solle alle Elemente des Lebens nutzen, um weiterzukommen. „Ich erlebe, dass Menschen durch das Praktizieren von Yoga und das Nachdenken über die Frage, wer bin ich, einen Sinn für Spirituelles entwickeln.“

Dem Studioleiter wird vorgeworfen, Yoni-Massagen, das sind Intim-Massagen, zu Ausbildungszwecken angeboten zu haben. Danach sei bei zwei Frauen eine Pilzinfektion diagnostiziert worden. „Ich habe diese Massagen nur im näheren privaten Umfeld angeboten. Wir haben auf Hygiene geachtet und klare Grenzen vereinbart, die auch eingehalten wurden“, sagt er. Die Übertragung einer Infektion durch ihn könne er mittels ärztlichem Attest ausschließen.

Ein weiterer Vorwurf ist, dass er gegenüber den Schülern Polygamie propagiert hat. „Eine Schülerin hat mich weinend um Rat gebeten. Sie liebt zwei Männer und fühlt sich deshalb schlecht.“ Er habe ihr aufgrund ihrer astrologischen Konstellation gesagt, dass sie mehrere Menschen gleichzeitig zutiefst lieben könne und das kein Grund sei, sich schlecht zu fühlen. „Das war ein Einzelfall und keine generelle Empfehlung zur Polygamie“, sagt er.

Männer-Workshops

Kritisiert wurde weiters, dass der Studioinhaber den männlichen Schülern in Männer-Workshops beigebracht hat, „Frauen zu jagen, ein Nein nicht zu akzeptieren“. Der Studioleiter sagt: „Der Großteil unserer Kunden sind Frauen. Eine Frauenfeindliche Meinung und eine solche Aussage sind absurd.“ Die teilnehmenden Männer würden ihn in so einem Fall ermahnen.

Dem Studioleiter wird auch vorgeworfen, dass er keine Kritik an seinem „Guru“ Narcis Tarcau alias Swami Vivekananda Saraswati, der in Thailand lebt und von dem er gelernt hat, zugelassen hat. Auch Kritik an dessen Lehren sollen nicht möglich gewesen sein. „Es gibt immer die Möglichkeit, seine Meinung zu sagen und es ist jedem überlassen, wie weit er das Gelernte in seinem Leben umsetzt“, meint er. „Wir hatten sogar eine Veranstaltung, wo jeder Kritik am System und an Lehrern üben konnte.“

Derzeit bietet er selbst „auf ärztlicher Empfehlung nach einer starken Lungenentzündung“ keine Kurse an.

Anzeigen gegen den Studioleiter sind bis dato weder bei der Staatsanwaltschaft noch bei der Polizei eingegangen.

Kommentare