"Es beginnt eine neue Etappe"

Maria Moser in der Küche. Auf der Truhe liegen diverse Utensilien, neben ihr das Porträt ihres verstorbenen Mannes Heinz Göbel.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Heinz Göbel ist die Malerin Maria Moser gelassener geworden.

Das Atelier im weiträumigen Dachgeschoss des alten Hauses am Frankenburger Marktplatz ist unverändert. Nichts deutet darauf hin, dass jemand fehlt. Die Farbtöpfe stehen am Boden herum, unvollendete Bilder lehnen an der Wand. „Auch wenn es ein Chaos ist, gefällt es mir. Das bedeutet, aus dem Vollen zu schöpfen. Wichtig ist, dass es in Gang kommt, dass man sich im Arbeitsprozess vergisst. Dass es einen so gefangen nimmt, dass man auf die Umgebung und die Zeit vergisst. Das ist bei mir ein Zeichen, dass ich gut in der Arbeit drinnen bin.“

Maria Moser hat ihren Lebens- und Arbeitsrythmus wiedergefunden. Nach dem Tod ihres Mannes Heinz Göbel, der am 16. November völlig unerwartet an einem Schlaganfall verstorben ist, hat sie lange schlecht bzw. kaum geschlafen. Nun steht die 65-Jährige um fünf Uhr früh auf, macht sich einen Kaffee und liest die Zeitung. Um sieben Uhr beginnt sie zu malen. Sie dreht das Licht auch auf der Seite auf, wo ihr Mann, ebenfalls Maler, gearbeitet hat. Dort ist alles so unverändert, wie er es hinterlassen hat. Farbtuben und Pinsel liegen herum, seine Bilder sind noch immer da. Maria hat nichts angerührt.

Ehrgeiz kehrt zurück

„Gott sei Dank bin ich noch in einem Alter, in dem ich mich noch umorientieren kann“, sagt sie. „Es beginnt eine neue Lebensetappe. Ich arbeite wieder regelmäßig. Im Februar hatte ich eine Ausstellung in Lübeck. Das hat mir gut getan.“ Der Ehrgeiz kehrt zurück. „Ich möchte mich wieder mit guten Ausstellungen präsentieren.“ Die nächste ist im September in St. Pölten, im November folgt Wien. „Der Sommer ist für mich immer die beste Zeit zum Arbeiten. Der Frühling ist eine Erleichterung. Dass es warm wird, dass es mehr Licht gibt. Das ist gut für den Heilungsprozess.“ Der Tod sei ein furchtbarer Schlag gewesen. „Wenn Lebenspartner nach 40 Jahren einfach weg ist. Ohne irgendein Vorzeichen. Er war recht drahtig und hat viel Energie gehabt. Eine spontan auftretende Gehirnblutung.“ Sie sei wie gelähmt gewesen. „Ich habe lange Zeit überhaupt nichts tun können. Starre ist das Allerschlimmste. Starre ist Tod. Man muss biegsam sein. Man muss weiterschauen und sich kleine Ziele setzen. Wie ein Kletterer.“ Es sei eine mühsame Arbeit, aber es müsse nach oben gehen. Von selbst werde nichts anders. Man müsse arbeiten und hart kämpfen. Man habe Freunde, die mithelfen würden, aber bewältigen müsse man das selbst.

Was hat sich durch den Tod verändert? „Die Bilder sind vielleicht jetzt ein bisschen ruhiger. Ich habe mehr Gelassenheit bekommen. Das ist ein Vorteil. Man lässt sich nicht zu Nebensächlichkeiten oder einem blödsinnigen Ärger hinreißen. Angesichts eines solchen Erlebnisses ist alles unwichtig.“

In dieser Lebenskrise hat ihr Tochter Lena viel geholfen. Sie, ebenfalls Künstlerin, ist von Berlin nach Frankenburg zurückgekehrt. „Durch sie kommt wieder Energie. Man hat wieder einen jugendlicheren Elan. Lena sagt, sie kann das hier besser aufarbeiten als in Wien.“

Maria kann sich noch nicht vorstellen, Bilder ihres Mannes zu verkaufen. „Es ist noch zu schmerzhaft. Es wäre schon wieder eine Trennung. Denn in den Arbeiten ist er ja präsent. Es ist sein materialisierter Geist, der im Bild bleibt. Es ist schon eigenartig, dass seine Bilder in den letzten zwei Jahren immer heller, leichter und weicher geworden. Als wie wenn er sich darinnen aufgelöst hätte. Als wie wenn er in dieser Landschaft verschwunden wäre. Das ist ein ganz schönes Gefühl.“

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