Bei einem Besuch ihres Ateliers in Frankenmarkt erzählt sie, was in ihr vorgeht. „Die Leinwand ist am Boden, da kann ich einmal großzügig irgendetwas hinsetzen. Die Angst vor der Leinwand muss möglichst kurz gehalten sein. Wenn sie am Boden liegt, kann man viel stärker drüber gehen. Mit einer gewissen Machtposition.“ Der erste Wurf sei zumeist schwarz. „Dann ist schon etwas Massives da. Es geht um eine wilde Komposition. Das ist der Grund, warum ich male. Es ist ein Spiel von Ideen und meinen Anschauungen, alles ist da drinnen.“
Rot ist die zentrale Farbe in ihren Bildern. Es entstammt dem Feuer der Schmiede, die ihr Vater betrieben hat. „Sie hat mich schon als ganz kleines Kind interessiert. Das Eisen hat mich immer so fasziniert. Ich habe da immer zugeschaut, es war für mich aber eine verbotene Welt. So ein Dirndl ist damals nicht so beachtet worden. Ich habe da nicht hineingehen dürfen. Erst nach dem Tode meines Vaters ging das. Er war die zentrale, mächtige Figur, autoritär. Ich habe dann die Werkstatt auch physisch übernommen, und den Zugang zum Eisen geerbt bzw. ich habe ihn mir angeeignet. Das ist wahrscheinlich sehr lange geschlummert und hat dann in meinen Arbeiten einen Durchbruch gehabt.“
Wie viele Bilder hat sie insgesamt gemalt? „Keine Ahnung. Seit Mitte der 1970er-Jahre mache ich das professionell. Rund 50 Leinwände pro Jahr. Vorher habe ich zehn Jahre nur Papierarbeiten gemacht. Das Malen ist mein Leben, ich mache das natürlich bis zu meinem Lebensende.“ Sie ist inzwischen 76, schaut aber wesentlich jünger aus. Ab und zu gibt es Krisen: „Es gibt schon immer wieder Phasen, in denen ich nichts hergeben kann, da geht es mir wirklich schlecht.“
Ist Sie mit ihrer Entwicklung zufrieden? Maria Moser: „Sicher möchte man immer noch mehr und dieses und jenes könnte besser sein. Aber im Grunde bin ich zufrieden.“
Veränderter Kunstmarkt
Der Kunstmarkt, sagt sie, habe sich schon sehr verändert. Es komme so viel Neues, was gut sei. „In den 70er- und 80er-Jahren war eine Vernissage ein Abenteuer. Man war neugierig, welche Besucher kommen, welche Gespräche sich entwickeln. Heute ist eine Vernissage kein Abenteuer mehr, die Neugierde hat abgenommen. Vielleicht auch aufgrund einer Übersättigung.“
Sie habe viele treue Sammler. „Bei der Präsentation in der Oberbank in Linz sind viele Leute zu mir gekommen und sie haben gesagt, sie haben ein Bild von mir, und dass es ihnen Freude macht. Ich habe einen gewissen Sammlerrückhalt. Das ist für mich Erfolg, dass ich etwas weitergegeben habe. Das müssen gar nicht so viele sein, aber wenn die Menschen das sagen, ist das wunderbar. “ Die Bilder sind für sie ein Spiegel des Betrachters. „Der Betrachter entscheidet, was er sieht. Bei manchen kommt gar nichts, ein anderer , der sich damit beschäftigt, findet etwas oder auch nicht.“
Ihr Haus im Zentrum von Frankenburg ist historisch, es ist über 400 Jahre alt. Es ist als Schlosstaverne gebaut worden. „Es ist schon beim Bauernkrieg gestanden (1625/’26). Der Richter, der auch gehängt worden ist, war hier am Haus. “ Viele Räume und Dinge sind seit Jahrzehnten unverändert. Zum Beispiel die Gaststube mit dem Kachelofen. Den Arbeitsraum ihres vor elf Jahren verstorbenen Mannes, des Malers Heinz Göbel, hat sie unverändert gelassen. Sie fühlt sich mit ihm noch immer verbunden. „Mit ihm war ich eine Einheit, aber wir waren auch Gegner, im künstlerischen Sinn.“
Ihre Tochter Lena Göbel ist ebenfalls Künstlerin, sie leben gemeinsam. „Es geht uns recht gut. Einer respektiert den anderen. Ich habe Interesse an ihrer Arbeit. Ich mische mich natürlich nicht ein. Umgekehrt ist es so, dass sie sagt: ‚Mama, du hast jetzt schon so lange nichts mehr getan. Das tut dir nicht gut. Tu’ halt was und morgen komme ich und schaue es mir an.‘ Und es ist wirklich gut gegangen.“
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