„Klima bessert sich zusehends“

„Klima bessert sich zusehends“
Der Linzer Bischof über die Veränderungen in der Diözese durch Papst Franziskus

Bischof Ludwig Schwarz traf bei der Übergabe des Friedenslichts im Rahmen der allwöchentlichen Generalaudienz vergangenen Mittwoch zum ersten Mal mit Papst Franziskus persönlich zusammen. „Ich war innerlich gerührt“, erzählte der Bischof nach der Begegnung am Petersplatz. „Er hat sich erkundigt, wie viel Pilger gekommen sind und er hat sich in besonderer Weise darüber gefreut. Er hat gesagt, das Friedenslicht ist das schönste Zeugnis für Weihnachten. Er hat sich bedankt, frohe Weihnachten und ein neues Jahr mit viel Friede und Freude gewünscht.“
Bischof Schwarz, der gemäß Kirchenrecht 2015 seinen Rücktritt als Bischof anbieten muss, weil er am 4. Juni 75 wird, gehörte jener Delegation mit Landeshauptmann Josef Pühringer an, die das ORF-Friedenslicht am Montag zur EU-Kommission nach Brüssel brachte. Am Dienstag ging es mit dem Flugzeug nach Rom, wo die beiden Landesspitzen jene 260 Pilgerinnen und Pilger um 18 Uhr im Hotel Cicerone trafen, die extra aus Oberösterreich angereist waren, um der Lichtübergabe beizuwohnen.
Beim Rückflug von Rom nach Linz führte der KURIER mit dem fröhlichen und gut gelaunten Bischof Schwarz folgendes Interview.

KURIER: Sie haben Papst Franziskus das erste Mal persönlich getroffen. Was ist Ihr Eindruck?
Ludwig Schwarz: Ich war tief beeindruckt von seiner Väterlichkeit, von seinem Interesse und von unserem Gespräch.

Was ist Ihr Eindruck von ihm?
Ich habe einen guten Eindruck, denn er setzt Schwerpunkte für die Kirche, die notwendig sind und die charakteristisch sein sollen. Er fördert die Verkündigung des Evangeliums. Er ist ein Papst der Armen, der selbst bescheiden und arm lebt und uns vor Augen führt, dass das die Botschaft Christi ist. Es geht darum, den Armen die Botschaft Christi zu verkünden und ihnen zu helfen. Denn dann leben wir glaubwürdig unsere Botschaft. Das gefällt mir.
Der dritte Aspekt ist seine Menschenfreundlichkeit. Er geht auf alle zu. Von Jesus Christus wird gesagt, dass durch ihn die Güte und die Menschenfreundlichkeit sichtbar geworden sind. Dieses Zitat der Heiligen Schrift kann man bei diesem Papst auch anwenden. Er macht die Menschenfreundlichkeit erfahrbar und sichtbar. Deshalb kommt er auch so gut an.

Wird es durch diesen Papst strukturelle Änderungen geben wie zum Beispiel die Aufhebung des Zölibats, die Priesterweihe für die Frau etc.?
Er ist immer aufgeschlossen für Änderungen, wo sie sinnvoll und möglich sind. Diesen Eindruck habe ich. Und er ist mutiger als man denkt. Das sehen wir bei der Kurienreform. Das sehen wir bei den Änderungen, die er getroffen hat. Er hat einen achtköpfigen Kardinalsrat einberufen, der ihm bei den wichtigsten Entscheidungen der Weltkirche zur Seite steht. Der Papst erneuert auch die Vatikanbank. Das sind mutige Schritte. Er wird sicher auch in anderen Bereichen aktiv werden.

Sie haben bei Ihrer Antrittspressekonferenz im Sommer 2005 die Priesterweihe für viri probati (bewährte, verheiratete Männer, Anm. d. Red.) zur Diskussion gestellt. Wird dieses Projekt verwirklicht werden?
Das ist schwer zu sagen. Der Zölibat ist stark verankert und letztlich durch ein Konzil beschlossen worden. Er wird auf die Sendung hin, die der Priester hat, als sehr sinnvoll gesehen. Christus hat den Zölibat sehr empfohlen. So rasch wird sich nichts ändern. Sollte es zu Änderungen kommen, könnte ich mir eher vorstellen, dass die Diakone die Priesterweihe bekommen, weil sie die Diakonenweihe schon empfangen haben. Sie sind verheiratete Männer. Aber das ist meine persönliche Vorstellung.

Es gibt derzeit 120 Diakone in der Diözese. Weitere 30 sind in Ausbildung. Damit wäre der Priestermangel fürs Erste gelöst.
Sie denken schon sehr konkret weiter, was ich als gedachte Möglichkeit erwähnt habe.

In so manchen Diözesen in Österreich und Deutschland werden wegen des Priestermangels Pfarren zusammengelegt. Sehr oft gegen den Widerstand der Gläubigen, der Bevölkerung, des Klerus und der Laien. Was halten Sie von diesem Konzept?
Das sind nicht meine Gedanken und auch nicht meine Absicht. Was schon geht, ist, dass man zwei, drei Pfarren zu einem Pfarrverband zusammenfasst. Wenn man dem Pfarrer einen Diakon zur Seite stellt, dann ist das schon sinnvoll. Denn der Diakon kann einem Pfarrer viel abnehmen. Er kann Taufen spenden, Begräbnisse und Trauungen halten. Das ist schon sehr entlastend.
Dazu kommen noch die Pfarrassistentinnen und Assistenten, die wir ihnen zur Seite geben. Weiters die vielen Religionslehrerinnen und -lehrer. Wir haben hier 1700 im Einsatz, auf der pädagogischen Akademie sind 300 in Ausbildung. Auch von ihnen wird das Evangelium zu den Menschen getragen.

Hat sich die klimatische Situation in der Diözese Linz durch Papst Franziskus verbessert?
Ja, das Klima verbessert sich zusehends. Man ist offener. Man weiß auch, wohin die Linien der Kirche gehen, weil der Papst über alles sehr offen spricht. Das ist wohltuend für viele. Es gibt viele, die begeistert sind.

Es findet eine Entschärfung statt?
Auf jeden Fall. Da haben Sie recht.

Haben Sie den Wunsch nach einem Weihbischof?
Jetzt nicht mehr.

Ist es vorbei?
Ich bin ja auch nicht mehr allzu lange im Amt.

Es könnte ja sein, dass Sie verlängert werden. Egon Kapellari ist in Graz auch verlängert worden.
Da müssen Sie mit dem Papst reden (lacht).

Sie würden die Verlängerung annehmen?
Was der Papst entscheidet, nehme ich immer im Gehorsam an.

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