Linzer Schüler verhinderte Amoklauf an deutscher Schule

Polizistinnen Sonja Hofer und Bianca Marko.
Schüler schlug um 4.30 Uhr Früh bei Polizei Alarm, weil Chatpartner Bluttat angekündigt hatte.

"Für uns stand sofort fest, dass da Gefahr im Verzug bestand." Das rasche Handeln eines 16-jährigen Schülers und zweier Linzer Polizistinnen dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit einen blutigen Amoklauf in einer deutschen Schule in Niedersachsen verhindert haben. Im einem nächtlichen Chat im Internet hatte der ebenfalls 16-jährige Deutsche angekündigt, in seiner Schule "aufräumen" zu wollen.

Der zufällig zustande gekommene Internet-Chat mit dem Burschen im niedersächsischen Uslar machte den jungen Linzer zunehmend stutzig. Bei den jüngsten Kontakten in der Nacht zum Mittwoch schickte der Deutsche Fotos von Waffen mit und kündigte an, dass er an der Solling-Schule in Uslar einen Amoklauf plane.

Suspekt

Der Linzer versuchte, möglichst viele Daten über den Chatpartner, der ihm immer suspekter wurde, zu bekommen. Die Chatverläufe, die laut Polizei über mehrere Stunden stattfanden, sicherte der 16-Jährige.

Der junge Linzer tauchte gegen 4.30 Uhr in der Früh bei zwei diensthabenden Polizistinnen im Posten Kleinmünchen auf. Er teilte den beiden seine Befürchtungen über eine drohende Bluttat mit. "Sie nahmen die Informationen ernst und reagierten umgehend", schilderte OÖ Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Denn die Beamtinnen nahmen sofort Kontakt mit dem Polizeikooperationszentrum in Passau auf und übermittelten die Chatkorrespondenz und die Daten, die der junge Linzer gespeichert hatte.

Zugriff

Linzer Schüler verhinderte Amoklauf an deutscher Schule
Ein Polizeieinsatz in der Stadt Uslar in der Nähe von Göttingen beendete die Gefahr eines Amoklaufs in der Sollingschule (Bild). Der Hinweis kam von einem Linzer
Von der deutschen Polizei wurden sofort weitere Ermittlungsschritte eingeleitet und ein Sonderstab gegründet. Aufgrund des detailreichen Online-Dialogs, den der Linzer aufgezeichnet hatte, konnte ein Verdächtiger ausgeforscht werden. Schon wenige Stunden später wurde grünes Licht für einen Zugriff gegeben.

In den Morgenstunden wurde sofort die Schulleitung über die Geschehnisse informiert. Gleichzeitig tauchten Polizeibeamte zu Hause beim Verdächtigen auf. Der Bursch gestand den geplanten Anschlag an der Schule. Er wolle sich rächen und seinen Frust darüber, dass er von Mitschülerin gemobbt worden sei, abbauen, erklärte er. Dass die Lage bereits prekär war und ein Amoklauf unmittelbar bevorgestanden haben könnte, zeigten weitere Beweismittel, die die Polizisten in der Wohnung fanden. So hatte der Schüler nicht nur einen Abschiedsbrief vorbereitet, sondern war auch im Besitz von Waffen. Es wurden mehrere Messer und eine Machete, sowie eine Liste mit den Namen möglicher Opfer sichergestellt.

Um zu gewährleisten, dass in der Schule in Uslar keine weiteren Gefahren drohen, wurde den Schülern am Mittwoch freigegeben und das Gebäude von der Polizei durchsucht. "Lehrern und Schülern wurde ein psychologischer Dienst angeboten. Davon machte aber niemand Gebrauch", berichtete die Sprecherin der niedersächsischen Landesschulbehörde, Bianca Schöneich.

Aus Datenschutzgründen dürfte sie keine Informationen über den Verdächtigen weitergeben. Der Verhaftete dürfte seit einiger Zeit nicht mehr im Unterricht gewesen sein.

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