Der 34-Jährige ist in Bulgarien geboren und in Linz aufgewachsen. Von klein auf stand er auf der Bühne - er wuchs im Maestro - Café-Theater und Ballettschule - auf, das sein Vater nach der Jahrtausendwende eröffnete.
Er tanzte Ballett, spielte Schlagzeug und Laientheater. In seiner Jugend war der Schauspieler Punk, mit dem klassischen Schulsystem konnte er sich nie anfreunden. "Geh zum Vorsprechen, das kannst du ohne Schule studieren", sagte seine Mutter eines Tages zu ihm.
Nummer 465
Das tat er - an einer der renommiertesten Schauspielschulen Österreichs, dem Max Reinhardt Seminar. "Ich war die Nummer 465", erinnert sich Stoyanov. Von Tausenden wurden nur zehn genommen, vier bis fünf Tage dauerte das Aufnahmeverfahren. "Ich hatte Gesichtsmuskelkater vom Hochdeutsch-Sprechen", erzählt er lachend. Er wurde genommen, seine Nummer ziert noch heute eine Parkbank in Schönbrunn.
Nach dem Studium hatte Stoyanov die Qual der Wahl. Er bekam 18 Angebote von Theaterhäusern und entschied sich schließlich für die Münchner Kammerspiele, wo er fünf Jahre lang spielte. Seit 2020 ist er am Volkstheater in Wien, wo er 2022 den Nestroy-Preis als bester Schauspieler für seine Leistung in humanistää! nach Ernst Jandl, in der Regie von Claudia Bauer erhielt.
Seine neue Rolle als Frau Q. ist noch im Wachstum. Denn die Figur entsteht im gemeinsamen Ausprobieren. "Während der Proben entwickeln Menardi und ich ein Gefühl für das Stück. Wenn wir nächste Woche auf die Bühne gehen, kann sich alles noch einmal ändern", sagt Stoyanov.
Das Schwierigste an dem neuen Stück ist für ihn der Text. Alles ist in Mundart geschrieben - also in Lautsprache. "Teilweise musste ich mir die Worte auf Hochdeutsch daneben schreiben, weil ich nicht wusste, wie ich sie aussprechen soll." Aber auch die Tanzeinlage in "Heit bin e ned munta wuan" ist für den 34-Jährigen eine Herausforderung. Denn als Frau hat er noch nie Walzer getanzt.
Karten neu gemischt
Am Volkstheater schätzt er vor allem die gute Zusammenarbeit mit dem Direktor. "Jeder Techniker, jeder Pförtner freut sich, dass Kay Voges da ist. Die Atmosphäre im Haus ist entspannt. Wir wollen einfach nur gemeinsam Kunst machen."
Voges wird 2025/26 nach Köln wechseln - als Intendant des Schauspielhauses. Dann werden auch für Stoyanov die Karten neu gemischt. Was die Zukunft bringt, weiß er noch nicht. Das Maestro wird er aber höchstwahrscheinlich nicht übernehmen. "Ich tendiere dazu, in den großen Städten zu bleiben. Aber ich glaube, meine Schwester wird es übernehmen. So bleibt es in der Familie."
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