Mural Harbor in Linz: Ein sicherer Hafen für Graffiti-Kunstwerke
Die rege Bautätigkeit im Linzer Hafen geht auch der Kunst an Herz und Nieren. Zahlreiche Murals – großflächige Graffiti-Kunstwerke, die den Industriebauten ein anderes Antlitz und ein neues Leben gegeben haben - sind verschwunden, weil riesige Lagerhallen abgerissen und dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Dass das im vorigen Jahr häufig passiert ist, lässt die Verantwortlichen des Mural Harbour allerdings keineswegs verzweifeln.
Im Gegenteil. Denn 2024 feiert der Mural Harbor, der längst über die Donaustadt hinaus sich einen Namen machen konnte, sein zehnjähriges Bestehen.
Dazu kündigt Leopold Gruber, Geschäftsführer des Mural Harbors, sozusagen eine Gegenoffensive an: Die Bestandsverluste aus dem Jahr 2023 sollen nicht nur zeitgerecht kompensiert, sondern mit dem „größten Ausbau der Bestandsgeschichte“ mehr als nur wettgemacht werden.
Die Geschichte des Mural Harbor ist eng mit jener des Hafens verbunden, weiß der Geschäftsführer: „Zeitgleich mit der Gründung des Mural Harbor hat auch die bauliche Veränderung des Linzer Handelshafens begonnen. Dort, wo die ersten Wandgemälde entstanden sind und über die Jahre namhafte Künsterler wie Aryz, 1UP, Ikarus, Lushsux und Nychos ihre Werke hinterlassen haben, liegen jetzt die Trümmer der beiden geliebten Getreidesilos.“
Ständiger Wandel
Diese Veränderung der Architektur, die auch die Veränderung der Sammlung im Hafen bedingt und beeinflusst, dieser ständige Wandel, gehöre zum Mural Harbor dazu, die künstlerische Idee bleibe aber auf Kurs, versichert Gruber: „Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Kunstschaffenden, die diese Kultur auf der Straße und auf den Zugwaggons aufgebaut haben, die von ihrer Leidenschaft gepackt sind und nachts losziehen, wenn alle anderen schlafen – unter Einsatz ihrer Zeit und Mittel, oft auch ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit, ihrer Zukunft und tragischerweise manchmal auch ihres Lebens.“
Für den Mural Harbor seien manche dieser Artist spannend, weil sie sich und ihre Kunst aus dieser Vergangenheit und diesem Skill-Set heraus weiterentwickelt und etwas Neues geschaffen haben: „Andere sind interessant, weil sie genau das nicht gemacht haben, sondern dem klassischen Graffiti treu geblieben sind und auch deshalb zu den Besten ihrer Zunft zählen.“
Auf einer Fläche von 135 Hektar finden sich seit 2014 über 300 Murals und Graffitis an den Wänden der Industriehallen und Bauwerken im Linzer Hafen.
Fünf davon sind über 500 Quadratmeter groß, 25 über 100 Quadratmeter.
Die Künstlerinnen und Künstler selbst kommen aus sechs Kontinenten und 40 Nationen.
Die Besucher
10.000 Besucher wurden 2023 gezählt, im Jubiläumsjahr sollen es noch viel mehr werden.
Die Führungen
Im Februar und März gibt es einmal wöchentlich am Samstag (14-15.30 Uhr) den Mural Walk (20,90 Euro/Person). Ab April gibt es täglich von Mittwoch bis Sonntag unterschiedliche Führungen, ebenso wird eine Mural Boat Hafentour angeboten.
Alle Infos: muralharbor.at
Mural Harbor sammelt deren Kunst und Geschichten aus aller Welt, archiviert diese und die unterschiedlichen Zugänge. Bemerkenswertes Detail für die Mural Harbor Betreiber: „Das stille Übereinkommen, der rote Faden, der sich über alle Kontinente zieht, obwohl die Ausübung dieser Kunstform bis heute kaum verschriftlicht ist oder gelehrt wird.“
Mehr Mittel für Murals
2024 dürfte ein gutes Jahr für Mural Harbor werden. Soviel lässt Gruber schon jetzt durchblicken: „Wir können ein Vielfaches an Ressourcen für Neugestaltungen einsetzen.“ Möglich machen „diesen langersehnten Gestaltungsspielraum“ großzügigere Unterstützungen von Linz AG, Stadt Linz und Land Oberösterreich.
Die Linz AG investiert aktuell stark in den Hafen, erst im Herbst wurde der neue Hafenpark in 18 Metern Höhe samt seinem 28 Meter hohen Aussichtsturm mit 360 Grad Rundblick über den Hafen eröffnet. Allein diese Halle, auf der Park entstanden ist, biete riesige (Lein-)Wände für Murals.
Michael Url, verantwortlich für die Kulturvermittlung im 135 Hektar großen Areal mit über 300 Kunstwerken von Artists aus 40 Nationen, ist überzeugt: „Den bisherigen Rekord von 10.000 Besuchern können wir heuer übertreffen.“
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