Linzer Arbeitersiedlung: Architektin verspricht behutsame Sanierung

Mehrere Wohnhäuser mit Gärten und einem Baum im Vordergrund.
Über Jahre hinweg wurde um ein passendes Renovierungskonzept für die historische Siedlung in der Sintstraße gerungen.

Es regnet in Linz, es regnet in der Sintstraße. Es regnet in der alten Arbeitersiedlung. Bei einem Durchgang ist der Zugang zwar mit Baugittern versperrt, doch eigentlich ist der Zugang zum Anger jederzeit gewährleistet. Ein Mann mit Regenschirm spaziert mit seinem Hund über den Anger.

Der Tag ist trostlos, die Häuser sind es auch. Robert Habarda, Vertreter des Eigentümers Strabag Real Estate, und Verena Mörkl vom Architektenteam Superblock sind oft auf dem Areal, das aktuell so umstritten ist.

Ein Mann mit Schirm und Mütze steht vor dem Eingang eines Wohnhauses.

Das Architekturforum Oberösterreich, die Architekturabteilung der Kunstuni und ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des Bundesdenkmalamtes haben ihre Betroffenheit zum Ausdruck gebracht, dass ein Teil der Häuser abgerissen werden soll – und auch darüber, dass die Häuser nicht in der ursprünglichen Form erhalten bleiben.

Für Mörkl und Harbada ist das nicht nachvollziehbar. Seit eineinhalb Jahren beschäftigen sie sich mit dem Areal, mit der Geschichte der Siedlung, mit der Zukunft.

Sie öffnen dem KURIER die Häuser, die in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Curt Kühne, dem Linzer Stadtbaudirektor, für eine Vielzahl an Arbeitern gebaut wurden.

Sanfte Renovierung

In jedem dieser Häuser waren im vorigen Jahrhundert acht Wohneinheiten untergebracht. Auf jeweils 29 Quadratmetern pro Wohnung, ein WC auf jeder der beiden Ebenen für je vier Wohnungen am Gang. Ein Stiegenhaus mit Holztreppe mit schönem Holzgeländer, das noch ursprünglich erhalten ist, erschließt die acht Wohnungen in jedem Haus. Die Freiflächen vor und zwischen den Häusern sowie der Anger waren als erweiterter Wohnraum gedacht.

Eine Frau mit gelbem Schal zeigt auf eine Wand in einem renovierungsbedürftigen Raum.

Gemacht wird es trotzdem. Und zwar sehr sorgfältig, wie die beiden unisono betonen.

Aber um das Projekt auch wirtschaftlich darstellen zu können, und um die sorgsame Renovierung jener elf Häuser bewerkstelligen zu können, die bestehen bleiben, sei der Abriss der anderen sieben Häuser außerhalb des Angers nötig.

Ein grüner Innenhof mit mehreren Bänken zwischen Wohngebäuden.

Ein Loch in einer Zimmerdecke gibt den Blick auf die Holzkonstruktion frei.

Ein Regal mit Gläsern mit eingelegten Lebensmitteln und einer 1,5-Liter-Flasche Pepsi.

Ein dreistöckiges Wohnhaus mit einem grauen Dach und einem Eingangsbereich mit roten Ziegelsteinen.

Eine Treppe führt zu einem renovierungsbedürftigen Badezimmer.

Eine beschädigte Holztür mit einem großen Loch in einem heruntergekommenen Raum.

Ein leerer Raum mit beschädigten Wänden und einem unvollständigen Holzboden.

Ein offener Wandschrank in einem heruntergekommenen Raum mit beschädigter Tapete.

Mörkl ist sich bewusst: „Es so zu machen, ist ein sehr guter Kompromiss, dem ein konstruktiver Prozess aller Beteiligten vorausgegangen ist.“ Die Alternative wäre: Keine Sanierung, und somit der völlige Verfall der Häuser.

Ende April wird der Gestaltungsbeirat jedenfalls über die endgültige Realisierung entscheiden.

Kommentare