KURIER: Warum haben Sie ein Buch geschrieben? Sie sind ja digital unterwegs.
Linda Lime: Das Buch ist entstanden, weil ich jungen Menschen meine Tipps und Tricks weitergeben wollte, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe. Ich sehe, dass es die Jugendlichen sehr interessiert, was ich mache. Deshalb habe ich jetzt alles zusammengefasst. Ich spreche Jugendliche von 13 bis 19 Jahren an, aber auch Pädagogen, die Social Media in ihren Unterricht integrieren wollen – einfach, weil es Teil unseres Alltags ist. Da gibt es viele Vorteile, aber auch viele Nachteile.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Der Tag beginnt um 9 Uhr und endet gegen 20 Uhr abends. Ich starte mit Mails, dann bringe ich Ideen für Videos- und Kampagnendrehs, es folgt Videoschnitt und bestenfalls geht jeden Tag ein Video online. Das schaffe ich derzeit nicht immer, weil meine Videos sehr komplex sind. Nachdem ich das Video gepostet habe, ist natürlich die Interaktion mit den Followern sehr wichtig, es sind in meinem Fall hauptsächlich Mädchen.
Welche Themen funktionieren am besten?
Die Highlights sind bei mir die Hoteltester- und die Ausflugsvideos. Jeder liebt es, in den Urlaub zu fahren. Man sieht da, wie es als Gast in einem Hotel und in der Umgebung rundum abläuft.
Sind diese Videos auch kritisch oder sind das Kooperationen?
Das sind Kooperationen, die einen riesigen Werbewert haben. Ich bekomme mittlerweile so viele Anfragen, dass ich nicht mehr unbezahlt in Hotels fahre. Ich suche die Hotels vorher aber genau aus, damit die Qualität stimmt. Wenn mal eine Sache nicht so gut funktioniert, hebe ich die nicht extrem raus. Aber natürlich ist man nicht ganz frei, wenn man dafür bezahlt wird.
Sie empfehlen in Ihrem Buch eine Detox-Box für das Handy. Dort soll es alle zwei Wochen einen Tag lang bleiben. Ziehen Sie das selbst durch?
Ja, Urlaub ist für mich, wenn ich das Handy weglege. Ich bin oft in Schulen, da wird mir schwindelig, wenn ich frage: „Wie viel ist eure Bildschirmzeit?“ und Kinder antworten: „Fünf, sechs Stunden.“ Das ist zu viel. Kinder und Jugendliche sollen aktiv mit ihren Händen etwas machen, basteln, Freunde treffen, rausgehen. Ich möchte sie inspirieren, etwas Kreatives zu machen.
Auf Social Media?
Tiktok-Videos zu produzieren, ist etwas Kreatives, da lehnt man sich nicht zurück und lässt sich berieseln. Es geht darum, selbst aktiv zu werden. Auch die, die Tiktok kritisch gegenüberstehen, können es nutzen, indem sie nicht passiv konsumieren, sondern aktiv tätig werden, indem sie der Gesellschaft ihre Welt zeigen.
Sind Sie sich der Verantwortung Ihrer Position als Vorbild bewusst?
Natürlich. Mit meinen Videos möchte ich junge Menschen positiv inspirieren. Wenn ich Mädchen sehe, die online sehr viel nackte Haut zeigen oder sich obszön in Szene setzen, finde ich das nicht gut. Vor allem junge Mädchen können sich die Frage stellen: Wer bin ich, möchte ich das wirklich? Es gibt auch gefährliche Challenges. Jeder, der so etwas sieht, soll das melden.
Benutzen Sie Filter?
Nein. Es kursiert gerade ein neuer Filter, der verrückt ist. Man erkennt die Person gar nicht mehr. Wer das täglich benutzt, dem sage ich: Finger weg, davon bekommst du ein falsches Selbstbild. Auf Tiktok interessiert die Menschen der Alltag, die Realität. Dafür braucht es keine Filter, um erfolgreich zu sein.
Das Buch
Infos
„Die TikTok Schule. Wie du dich mit Social Media selbst entdeckst“ von Linda Lime. Verlag edition a. 256 Seiten, 23 Euro.
Inhalt
Das Buch ist an Linda Limes Zielgruppe, an Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren, gerichtet. Mit vielen Schreibanreizen und Platz für eigene Gedanken lädt es zur Interaktion ein, unterbrochen mit persönlichen Geschichten, Hintergrund-Infos und praktischen Tipps für alle, die selbst auf der Kurzvideo-Plattform durchstarten wollen. Auch die gefährlichen Seiten der sozialen Medien werden nicht ausgespart
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