Pritschenwagen geklaut: 13-Jährige keine "hoffnungslosen Fälle"

Silhouettes and shadows of people on the street
Strafunmündige halten Exekutive auf Trab. Kinder- und Jugendhilfe will bessere Vernetzung der Behörden.

Sie sind Kinder, erst 13 Jahre jung, und dennoch sind sie bei der Polizei amtsbekannt: Einbrüche und Diebstähle gehen auf ihre Kappe. Nun sollen sie erneut ein Fahrzeug gestohlen haben.

Wie die Krone berichtete, sollen zwei 13-jährige, dieses Mal ein Junge und ein Mädchen (beide Österreicher) mit einem 17-Jährigen am Mittwoch in Klaffer am Hochficht (Bezirk Rohrbach) einen Pritschenwagen geklaut haben. Hunderte Kilometer fuhren sie damit durchs Land. Am Donnerstag griff sie die Polizei auf.

Serie an Straftaten

„Wir müssen den Vorfall leider bestätigen“, hieß es auf KURIER-Anfrage von der Landespolizeidirektion OÖ am Freitag. „Uns sind hier aber erneut die Hände gebunden.“ Denn 13-Jährige sind aufgrund ihres Alters gerade noch strafunmündig.

Bereits seit Herbst halten diese die oö. Polizei auf Trab: Im November schnappte die Polizei nach einem Taxiraub in Linz zwei 13-Jährige. Wie sich damals herausstellte, sollen sie bereits zuvor keine Unschuldslämmer gewesen sein: So gab es einen Zusammenhang zu einem verprügelten Obdachlosen am Linzer Hauptbahnhof sowie zu einem zweiten Taxiraub.

Unterwegs sind die 13-Jährigen dabei in unterschiedlichen Gruppierungen, es dürfte sich um eine Bande handeln. Erst Ende November sollen zwei von dieser in einen Supermarkt eingebrochen sowie einen Passanten attackiert haben.

Aufgrund der Häufung stieß Landespolizeidirektor Andreas Pilsl sogar eine Debatte über mögliche Konsequenzen an. Die Zeiten hätten sich geändert, Kinder kämen früher in die Pubertät, weshalb es legitim sei, darüber nachzudenken, das Gesetz zu adaptieren.

Der letzte Ausweg

Für Reinhold Rampler, stellvertretender Leiter der Kinder- und Jugendhilfe in OÖ wäre das aber nur der allerletzte Schritt. „Ich glaube, dass bei der Vernetzung der einzelnen zuständigen Einrichtungen und der Exekutive noch Potenzial steckt.“ Vor allem müssten die Jugendlichen früher aufgefangen werden.

Prinzipiell bekomme die Kinder- und Jugendhilfe in so einem Fall einen Vorfallsbericht der Polizei, mit dem man sich dann an die Eltern wendet. „Hier haben wir aber eine besonders schwierige Situation“, so Rampler, denn die 13-Jährigen befinden sich in einer sozialen Betreuungseinrichtung in Linz.

Schwierige Kindheit

Es werde sich dort verstärkt um sie gekümmert, das ginge aber nur im Rahmen des Möglichen. Hausarrest? Handyverbot? „Wir dürfen sie nicht einsperren oder festhalten. Und wenn ein 13-Jähriger das will, dann kommt er auch ohne Handy mit den anderen in Kontakt“, so Rampler. Wichtig sei jedoch zu betonen, dass es sich hier nur um Ausnahmefälle handle: Von den 265.000 Kindern und Jugendlichen in OÖ würden nur 0,4 Prozent fremdbetreut werden und davon mache wiederum nur eine Handvoll Ärger.

Auch diese 13-Jährigen seien keine hoffnungslosen Fälle: „Solche Kinder, die eine gewaltige Belastung nach außen zeigen, haben meist auch eine gewaltige Belastung nach innen.“ Ihre Biografien würden viele Traumata aufweisen. Oft dauere es deshalb seine Zeit, bis Maßnahmen fruchten. „Manche kommen leider aber auch erst mit 14 dann im Jugendgefängnis drauf, dass sie eine Grenze überschritten haben.“

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