Sieben Jahre Suche für drei Kinderärzte

Sieben Jahre Suche für drei Kinderärzte
Die Kinderärzte am Domplatz schließen als erstes Kinder-Primärversorgungszentrum außerhalb von Wien eine große Lücke im niedergelassenen Bereich.

Angedacht wurde die Kinder-Primärversorgungseinheit (PVE) eigentlich für den Linzer Süden. Denn dort herrscht der größte Bedarf an Kinderärzten, aber auch bei der Allgemeinmedizin. 

Doch um eine Kinder-PVE zu eröffnen, braucht es auch Ärztinnen und Ärzte. 22 Mal hat die Ärztekammer Oberösterreich (ÄK) in den vergangenen knapp sieben Jahren die offenen Stellen für Kinderärzte ausgeschrieben, immer vergebens.

„Man kann keinen Kassenarzt irgendwo hinbefehlen. Man muss den Ärztinnen und Ärzten eine attraktive Möglichkeit bieten“, erklärt ÄK-Präsident Peter Niedermoser. Auch wenn heute noch händeringend Kinder- und Allgemeinmediziner für den Süden gesucht werden, konnte die Versorgungslücke durch die Kinder-PVE im Zentrum zumindest zum Teil geschlossen werden. Denn von den zehn Kassen-Kinderarztstellen in Linz waren bis vor Kurzem vier unbesetzt, eine ist demnach noch offen.

30 zusätzliche Experten

Die vier Kinderärzte am Dom decken drei dieser offenen Stellen ab. Neben den Kinderfachärzten arbeiten fast 30 Expertinnen und Experten aus Gesundheits- und Sozialberufen im neuen Zentrum. Das Team unterstützt die Kinder und Jugendliche mit Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Psychologie, Diätologie und Sozialarbeit. Zusätzlich gibt es zwei Konsiliarärztinnen für Neuropädiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie.

„Die Expertinnen und Experten machen den Standort so besonders. So können wir qualitativ-hochwertige medizinische Grundversorgung mit einer menschlichen Komponente anbieten“, sagt Melanie Tamesberger von den Kinderärzten am Domplatz. Besonders freut sie, dass alle Leistungen von der Krankenkasse abgedeckt werden. Durch die Bündelung verschiedener Fachbereiche unter einem Dach werde die Behandlung von akuten Erkrankungen, Vorsorgeuntersuchungen und die Förderung der allgemeinen Gesundheit ermöglicht.

Das Zentrum soll nie wegen Urlaub geschlossen haben. Die Ärztinnen und Ärzte müssen sich daher abstimmen, die Arbeitszeiten werden flexibler. Bei Terminen sollen die Kleinen dennoch immer von einem hauptbetreuenden Arzt behandelt werden, bei akuten Fällen hilft der oder die Diensthabende aus. Für hoch ansteckende Krankheiten wurde eine eigene Infektionsordination eingerichtet samt separaten Schleuse, um Berührungspunkte mit den anderen Patienten so weit wie möglich zu vermeiden. Etwa 7.500 Kinder und Jugendliche können monatlich in der neuen PVE versorgt werden.

Erste außerhalb Wiens

„Kinderärzte am Dom ist eine von sechs Kinder-PVE in Österreich und die Einzige außerhalb von Wien. Es soll nicht nur als Vorbild für andere Bundesländer dienen, sondern den niedergelassenen Bereich verbessern und die Spitalsambulanzen entlasten“, freut sich Matthias Krenn, Obmann der ÖGK.

2,8 Millionen Euro Sondersubventionen steuern die ÖGK und das Land Oberösterreich für den laufenden Betrieb bei. Diese sollen hauptsächlich die Personalkosten der über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abdecken.

PVE als Form der Ärztekooperation ist ein wichtiger Teil im niedergelassenen Versorgungssegment. In Oberösterreich sind die Kinderärzte am Domplatz die elfte PVE, österreichweit gibt es bereits 60 solcher Zentren.

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