„Mein Kanal ist englisch, deshalb werden meine Videos nur in englischsprachigen Ländern ausgespielt“, erklärt sie. „Meine Fans sind aus Amerika, Kanada, Australien. Es ist absurd, aber hier in Linz, kennen mich die Leute nicht. Ich kann ganz ohne Glamour-Faktor spazieren gehen." Nachsatz: "Leute in meinem Alter schauen keine Youtube-Shorts.“
Damit hat sie wohl recht. Sie ist 38, was man ihr gar nicht ansieht. Ihre Zielgruppe sind junge Leute. Und die erreicht sie mit, klar: Bastelvideos. Denn Basteln war immer schon ihr Hobby. „Meine Zielgruppe wird aber immer älter. Ich muss meinen Content alle drei Jahre ein bisschen nachjustieren. Jetzt gibt eine neue Generation an Kindern, die schauen ganz andere Sachen und Themen.“
Zuletzt sei ihr Content „erwachsener“ geworden, nimmt Bezug auf Themen aus aktuellen Serien. Welche Videos am besten gehen? „Derzeit Reviews. Ich kaufe verschiedenes Bastelmaterial, wie Ton oder Knete. Dann mache ich einen Vergleich, welche sind gut, welche schlecht. Das interessiert die Leute.“ Wichtig sei es, relevant zu bleiben: „Auch große Kanäle haben nur eine durchschnittliche Lebensdauer von drei bis vier Jahren. Die größte Challenge ist es, immer neuen guten Content zu produzieren.“
Joanna Zhous Karriere
Nach dem Design-Studium in London hat Zhou ihr eigenes Schmucklabel entwickelt. Den Schmuck wollte sie über einen Online-Shop vermarkten, dafür habe sie Youtube-Videos gemacht, erzählt sie.
Den Schmuck wollte kaum wer kaufen, das Label gibt es längst nicht mehr, aber alle wollten ihre Videos sehen. „Dann wollte ich eigentlich nur mehr vor der Kamera sitzen und Videos machen“, erinnert sie sich.
Und da kommt wieder Linz ins Spiel. Zhou stammt aus China, ihre Eltern sind mit ihr von Peking nach Wien gezogen, als Joanna vier Jahre alt war. „Beim Studium habe ich meine Freund Stefan kennengelernt. Er ist aus St. Valentin, und er wollte zurück. In Linz hat er die Zahnarztordination seines Vaters übernommen. Also sind wir nach Linz gezogen.“ Sie, um von Linz die Welt zu erobern.
Durchgestartet in Linz
Das war 2013. Linz war ein unbeschriebenes Blatt für Joanna Zhou. Aber die Wohnung im Bahnhofsviertel, die hatte es ihr angetan. „In der Wohnung war es so hell, ich konnte bei Tageslicht meine Videos produzieren. Ich habe zwei Jahre lang nur auf meinem Küchentisch mit Tageslicht gefilmt“, schwärmt sie heute noch: „Wenig Investition, viel Arbeit. Da kann man auch gutes Geld verdienen.“ Und für den Anfang reicht ein normales Handy.
Jetzt hat Joanna Zhou ihr eigenes Büro, „mein Filmstudio“. Und schmunzelt wieder. Denn das Studio ist klein, ganz versteckt, in der Promenadengalerie. Mehr braucht sie nicht, um mit ihren Clips hunderte Millionen Menschen von Linz aus zu erreichen.
In Linz hat die kleine Familie, zu der die mittlerweile vierjährige Tochter Isabella zählt, eine schöne Wohnung im Lux-Tower. „Wieder im Bahnhofsviertel, das ist uns ans Herz gewachsen. Vom Wohnzimmer aus sehe ich, ob auf den Hügeln um Linz Schnee liegt. Und dann fahre ich raus, ins Mühlviertel, und filme meine Shorts. Wie Schneeball-Ente mit 266 Millionen Views auf ihrem Kanal Maqaroon. In dem Namen lebt übrigens der Name ihres Schmucklabels weiter. Mit 2,8 Millionen Abonnenten.
Wie wird man/frau Youtuberin?
Für Joanna Zhou waren die Shorts, also ganz kurze Filme, ein neuerlicher Push für ihren Kanal mit den langen Videos.
Ihre Tipps für angehende Youtuber: „Jeder sollte mit Shorts anfangen, da gibt es großes Wachstums- und Verdienstpotenzial ab dem nächsten Jahr. Zuvor viele Shorts anschauen, viel recherchieren und sich etwas Neues überlegen, wo der eigene Content reinpasst.“ Wichtig: Es geht um den Moment, um Clips, die fast in „Realtime“ geschnitten werden.
Ihr größter Erfolg: Eine Ente aus Schnee, mit einer im Internet gekauften Formenzange gemacht. Das Video, aufgenommen am Lichtenberg bei Linz, dauert nicht einmal zehn Sekunden und wurde bisher bereits 266 Millionen Mal angesehen.
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