Eva Schuh, die Leiterin des oberösterreichischen Gewaltschutzzentrums, will sich zum konkreten Fall nicht äußern, da sie diesen im Detail nicht kenne. Für sie ist aber klar: „Sicher wäre es besser gewesen, wenn die Polizei gleich vor Ort gewesen wäre.“
Schuh erklärt auch, warum das so wichtig ist: „Unsere Erfahrung mit von Gewalt betroffenen Frauen zeigt, dass der Notruf wirklich erst dann gewählt wird, wenn Frauen ganz große Angst haben. Deshalb wäre es prinzipiell sinnvoll, dass die Polizei in so einem Fall jedenfalls hinfährt oder sofort eine verfügbare Streife hinschickt.“ Wobei Schuh einräumt: „Uns ist schon bewusst, dass man nie alles verhindern wird können.“
Für Schuh ist auch klar: Verhindert werden können Gewalttaten wie diese nur, wenn es zu einer Veränderung in der Gesellschaft kommt: „Wir haben immer noch prinzipiell patriarchalische Strukturen. Und das ist kein Migrationsproblem.“
Ihre Erfahrung zeigt, dass Männer, die in der Care-Arbeit tätig sind, also sich etwa um die Kindererziehung kümmern, weniger gewaltbereit sind: „Die Empathiefähigkeit steigt. Und wir müssen bei der Männerrolle im Kleinkindalter ansetzen und die typischen Rollenbilder aufheben.“ Etwa, dass es selbstverständlich und leicht umsetzbar werde, dass Männer in Karenz gehen können.
13.300 Betretungs- und Annäherungsverbote
Polizeiliche Betretungs- und Annäherungsverbote wurden heuer übrigens bisher 13.300 in Österreich verhängt. Darüber hinausgehende gerichtlich verfügte Betretungsverbote, einstweilige Verfügungen, Wegweisungen oder Einschreitungen wegen des Stalking-Paragrafen hat es in Österreich bis 23. Dezember in 7.621 Fällen gegeben. Auf Oberösterreich entfallen 1.435 derartige Entscheidungen, auf Linz davon 683.
Apropos Linz: Am Dienstag ist es wieder zu einer Festnahme wegen eines Gewaltdelikts gekommen. Am Stefanitag ist eine 20-jährige Frau vor ihrem Freund auf das Dach des Wohnhauses geflüchtet, nachdem sie vom 25-Jährigen bedroht und geschlagen wurde. Sie konnte vom Dach gerettet werden und wurde in ein Spital gebracht. Der mutmaßliche Gewalttäter zeigte sich nicht geständig und wurde in die Justizanstalt Linz eingeliefert.
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