Das Rechenbeispiel jedenfalls lautet: „Wenn die Hälfte aller Menschen Frauen sind, zwei Drittel aller Frauen nicht rückwärts einparken können, ein Viertel davon es trotzdem versucht und zwei Fünftel davon bei dem Versuch einen Unfall bauen.
Wie viele Unfälle werden dann weltweit durch Frauen verursacht die nicht rückwärts einparken können, wenn die Weltbevölkerung aus sechs Milliarden Menschen besteht?“
Alleine die Tatsache, dass von sechs Milliarden Menschen auf der Erde ausgegangen wird, lässt darauf schließen, dass das Beispiel aus dem vorigen Jahrtausend stammt – denn die Sechs-Milliarden-Grenze wurde 1999 überschritten.
Die Haltung, dass Frauen nicht Auto fahren können, ist auch längst überholt – um in der Autofahrersprache zu bleiben. „Ach du Schande“, war die erste, sehr emotionale Reaktion von Direktorin Christine Simbrunner, als sie vom KURIER mit der Übungsfrage konfrontiert wurde.
Eine Mathematik-Lehrerin habe ihren Schülerinnen und Schülern zur Vorbereitung auf die Schularbeit Übungsmaterialien zur Verfügung gestellt. „Da ist es leider passiert, dass dieses Beispiel übernommen wurde, es wurde übersehen“, erklärt Simbrunner.
Eigentlich sei das ja eine der Stärken ihrer Schule – die Schülerinnen und Schüler bestmöglich in der Vorbereitung auf Schularbeiten zu unterstützen – deshalb auch das Angebot.
Das Übungsblatt kommt von einer deutschen Lernplattform, „eTeachers.de, lernen leicht gemacht“.
Deutsche Plattform
Der Verfasser dieser Übungsblätter schreibt auf der Website, er habe viele Jahre als Nachhilfelehrer gearbeitet und durch dieses „Hobby eine ganze Reihe Unterrichtsmaterialien erstellt, die ich auf dieser Seite mit euch teile“. Er selbst unterrichtet gar nicht mehr, auf eine schriftliche Anfrage wurde nicht reagiert.
Der Direktorin und ihrer Schule ist die Sache höchst unangenehm, gibt Simbrunner offen zu: „Da ist ein Fehler passiert, dafür entschuldigen wir uns, dafür entschuldigt sich die Kollegin.“
Simbrunner betont auch: „Mir und uns ist Geschlechtersensibilität ein großes Anliegen, es ist uns sehr wichtig, keine falschen Klischees zu bedienen. Deshalb haben wir diesen Übungszettel sofort wieder offline genommen.“
Die Kollegin werde die Sache in der Klasse mit ihren Schülerinnen und Schülern klären und besprechen, dass dieses Beispiel völlig unpassend gewesen sei.
Dass das Klischee von den Frauen, die nicht Auto fahren können, nicht stimmt, zeigt auch die Verkehrsunfallstatistik: Bei insgesamt 11.204 im Vorjahr verzeichneten Alleinunfällen – und in diese Kategorie müsste man Unfälle beim rückwärts Einparken einordnen - waren im Jahr 2021 gleich 7.455 Hauptunfallverursacher männlich, und nur 3.735 weiblich, also nur 33 Prozent.
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