Altbischof Aichern: Priesterweihe für Frauen "nicht aufzuhalten"

Altbischof Maximilian Aichern
Linzer Altbischof Maximilian Aichern wird 90. Er kann sich verheiratete Männer und Frauen als Priester vorstellen

Er war 23 Jahre Bischof von Linz, am 26. Dezember wird er 90 Jahre alt. Maximilian Aichern ist eine katholische Instanz. In Linz und weit darüber hinaus. 

Im Vorfeld seines Geburtstags lässt der Kirchenmann, der sich immer noch aktiv in seiner Diözese im kirchlichen, sozialen, kulturellen und sozialen Leben einbringt, mit einigen Aussagen in einem Gespräch mit der KirchenZeitung aufhören. Aichern hat sich schon während seiner Amtszeit für die Diakonenweihe von Frauen eingesetzt.

Maximilian Aichern in seinem Arbeitszimmer

Heute sieht er die Chancen wesentlich größer: "Ich glaube – trotz mancher Rückschläge, die es immer wieder gibt –, daran, dass die Diakonenweihe der Frauen nicht aufzuhalten ist, weil sie denn doch schon einmal da waren. Und das Gleiche, so denke ich, gilt auch für die Priesterweihe von verheirateten Männern."

Und er ergänzt: "Ich würde natürlich doch auch dazusagen: vielleicht sogar von Frauen. Aber da ist auch vom jetzigen Papst schon einmal eine abschlägige Antwort gekommen. Ich meine, die Diakonenweihe von Frauen liegt schon sehr nahe, und ich bin überzeugt, die Zugangsbedingungen zum Priesteramt, einmal auch für verheiratete Männer, dürften auch kommen. Weil es sich ja in anderen christlichen Kirchen erhalten hat. Natürlich, muss man sagen, braucht alles seine Zeit."

Appell an den Papst

An den aktuellen Papst Franziskus richtet Aichern einen Appell: "Ich würde mir wünschen, dass noch unter Papst Franziskus daraus Folgerungen entstehen. Denn am Papier sind die Folgerungen festgehalten – aber durchgeführt sind sie noch nicht."

Die Diakonenweihe der Frauen und die Änderung der Zulassung zur Priesterweihe wünsche er sich zum 90. Geburtstag – aber nicht für sich, sondern für die Kirche. Solidarität und Verzicht Außerdem wünscht er sich   eine wirkliche Hinwendung zu den Nöten der Menschen: „Das wäre, glaube ich, das Wichtigste, was aus dem Evangelium hervorgeht. […] Mich persönlich ermutigt es, dass ich manche positiven Trends erlebe, vor allem auch bei jüngeren Menschen, die sich für Gerechtigkeit, für Friede und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen und immer neue, zeitgemäße Wege suchen […]“

Die Bereitschaft, durch persönlichen Verzicht  zu einer Verminderung der Gas- und Energiekrise beizutragen, mache Hoffnung: „Wir brauchen auch in anderen Lebensbereichen eine solche Haltung und Praxis. Es geht nicht ohne Einschränkungen, es geht nicht ohne Teilen, es geht nicht ohne Solidarität – besonders auch in den Asylfragen. Auch da braucht es mehr Solidarität, mehr Verteilungsgerechtigkeit und mehr Einschränkungen von anderen, denen es besser geht.“

Vor über 40 Jahren, am 17. Jänner 1982, wurde Maximilian Aichern OSB im Linzer Mariendom zum Bischof geweiht. Über 10.000 Menschen wohnten seiner Weihe bei. Aichern hat in fast 24 Jahren Amtszeit die Diözese Linz entscheidend geprägt und weit darüber hinaus gewirkt. Er stehe auch als emeritierter Bischof für eine menschenfreundliche, ermutigende und hoffnungsfrohe Kirche, so die Diözese Linz in einer Würdigung Aicherns.

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