Aus Bethlehem über Linz nach Rom: Ein Friedenslicht für den Papst

Wie würde man sich die Ankunft des Papstes erwarten? Mit Pauken und Trompeten und wenn nicht, dann doch zumindest mit einem Spalier der Schweizergarde oder einer kurzen Ankündigung per Mikrofon: „Jetzt kommt der Papst.“
Am Mittwoch kam er aber ganz anders durch die Tür: völlig unauffällig. Fünf Minuten zu früh stand er plötzlich da, bewegte sich langsam über den Marmorboden zu seinem Stuhl, setzte sich und blickte auf etwa 8.000 bis 10.000 jubelnde Pilger, die in der vatikanischen Audienzhalle beim Petersdom in Rom Platz haben.
Mit dabei und in der ersten Reihe die Delegation des Landes Oberösterreichs mit dem ORF-Friedenslicht.
Generalaudienz in der Halle
„Buongiorno“, grüßte Papst Franziskus sie und die Menge auf Italienisch. Seine weiteren Worte verschwanden im Beifall danach. Standing Ovations und Hunderte hochgehaltene Handys versperrten (fast) die Sicht. „Am Petersplatz ist die Stimmung noch magischer“, hörte man, könnten auf diesem doch sogar 50.000 Personen an solchen Generalaudienzen, die jeden Mittwoch stattfinden, teilnehmen. Aufgrund des Wetters verlege man sie über den Winter jedoch ins Warme.

Im Winter finden die Generalaudienzen in der Halle gleich neben dem Petersdom statt.
Geschmückt ist die Halle mit einer lebensgroßen Krippe, einem funkelnden Christbaum und einer riesigen Bronze-Skulptur. Davor sitzt der Papst bewacht von Schweizer Gardisten in farbenfrohem Gewand und umsorgt von seinen zwei Monsignores links und rechts von ihm.
In Demut feiern
„Sind viele Lateinamerikaner da, geht es in der Halle zu wie in einem Fußballstadion“, erzählte der Österreichische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Marcus Bergmann, der die Delegation begleitete. Heute sei es hingegen auffällig ruhig, sagte er am Mittwoch.
Die Menschen lauschten den Worten von Papst Franziskus. Wachsam und weise solle man sein und im Hinblick auf das Leid in der Ukraine Weihnachten mit Demut begehen, so der Papst. Umso wichtiger sei deshalb dieses Friedenslicht: „Bitten wir den Herrn um den Frieden, den die Welt so dringend braucht“, übersetzte ihn eine der Vortragenden auf Deutsch – eine von vielen Sprachen, die an diesem Tag gesprochen wurde: Darunter Spanisch, Portugiesisch, Arabisch und Polnisch.

Seit 13. März 2013 ist Papst Franziskus Oberhaupt der römisch-
katholischen Kirche. Er stammt aus Argentinien.
Ein Segen für alle
Ein bunter Haufen also, und doch alle in ihrem Ziel – den Papst zu sehen – vereint: Nonnen, Babys, verheiratete Brautpaare, die extra noch einmal in ihr Hochzeitskleid schlüpften, um sich den Segen des Papstes zu holen. Diesen verteilte er mit einer kurzen Handbewegung an alle, die gekommen waren und schloss dabei auch die Liebsten zu Hause ein.
Für sein Zuhause im Vatikan holte er sich schließlich von der oö. Delegation und dem diesjährigen Friedenslichtkind Sarah Noska (12, aus Altenberg bei Linz) zum Abschluss die Laterne mit der kleinen Flamme ab.

Bis zu 10.000 Menschen haben in der Audienzhalle im Vatikan Platz: Es wurde gejubelt und musiziert.
„Voi supa“, fasste Sarah das besondere Erlebnis zusammen, während sich die Menschen an die Absperrungen drängten, sich auf die Sessel stellten und mitten in der Halle ein Chor mit Gitarre, Rassel und Trommel zu musizieren begann.

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