Das Carpaccio kommt etwas zu kalt (fast gefroren) auf den Tisch, ist aber geschmacklich in Ordnung. Die Fischsuppe hingegen: fantastisch.
Garnele, Muscheln, Oktopus, Tintenfisch. Und dazu noch große Stücke vom frischen Fisch. Eine riesige Portion, ausreichend als eigenes Hauptgericht. Eine Empfehlung, verboten gut.
Verboten? Gut!
Apropos verboten. Die Polizei hat das Mittagsgeschäft vorige Woche gesprengt, weil sie verbotene Dinge in den Lokalen von Angelo La Ruffa vermutet. Also nicht die österreichische Polizei, sondern die italienische Staatsanwaltschaft Catanzaro in Kalabrien.
Sie hat über eine europäische Ermittlungsanordnung Hausdurchsuchungen durchführen lassen – in den Lokalen und Geschäftsräumen des Linzer Italieners. Der Verdacht Organisierte Kriminalität in Verbindung mit der kalabresischen Mafia Ndrangheta – deshalb steht Angelo La Ruffa im Visier der Staatsanwaltschaft.
Die Wand am Ende des Lokals ziert ein Bild. Alte Häuser, weißer Strand, türkis-blaues Meer. Tropea, La Ruffas Heimat, am Rist des italienischen Stiefels mit Blick auf die Vulkaninsel Stromboli.
1998 ist Angelo La Ruffa nach Österreich gekommen. Erst Kellner im Segafredo in Wels, ab 2003 Lokalbesitzer. Hier, im ehemaligen Amici, hat er begonnen. „Mit Geld, das ich gespart habe“, stellt er ungefragt klar. „Ich habe als Kellner gearbeitet und 50.000 Schilling im Monat verdient. Von der Bank habe ich für das erste Lokal keinen Kredit bekommen.“
Nach und nach sind Lokale dazugekommen, acht sind es jetzt. Er habe viel gearbeitet, „15, 16 Stunden, und das an sechs Tagen die Woche“. „Da ist viel Neid entstanden, vor allem in Kalabrien.“ Dort, wo die Mafia zu Hause ist. Er führt das darauf zurück, dass er zwei Lokale in seiner früheren Heimat gekauft hat. „Über einen Kredit in Österreich, und für die Einnahmen dort zahle ich Steuern in Kalabrien. Weil ich mit dem geleasten Porsche Cayenne oder Ferrari vorfahre, glauben die, ich wasche Geld“, kann er die Ermittlungen nicht fassen.
Die Hauptspeise
Emanuel, der Kellner aus Reggio di Calabria, serviert unterdessen Spaghetti Bolognese (10,90) und Ravioli mit Steinpilzen und Ente. Ersteres ist einfach klassisch und einfach gut. Die Nudeln al dente, die Fleischsoße auf den Punkt gewürzt. Top.
Geschmacklich absolut in Ordnung auch die Ravioli. Nur braucht es dazu definitiv nicht Steinpilze und Ente – eines davon würde reichen.
Zuviel des Guten – so hat Angelo la Ruffa auch den Polizeieinsatz, übrigens mit Unterstützung italienischer Carabinieri, erlebt. „Ich habe noch gesagt, bitte nicht zu Mittag, ich wusste auch nicht, was die suchen“, klagt er.
Computer mit allen Dienstplänen von seinen Lokalen hat die Polizei kassiert, auch seine Handys. Er berät sich aktuell mit seinem Anwalt, wie sie mit der Sache umgehen werden. „Wir überlegen, ob wir Schadenersatz einfordern“, erklärt er, weil ja doch ein ganzer Tag Mittagsgeschäft ausgefallen sei. Und beim KURIER-Test war das Restaurant zu Mittag voll. Bummvoll.
Gäste bezahlen das
Hier hakt Angelo la Ruffa wieder ein: „Meine Lokale funktionieren einfach gut. So verdiene ich gutes Geld. 3.000 bis 4.000 Euro am Tag“, rechnet er vor. Er ist überzeugt, dass sich der Verdacht gegen ihn in Luft auflösen werde. Denn er wisse ja, wo das Geld herkomme, mit dem er alle Investitionen getätigt habe. Das Lokal ist gediegen, braune Lederbänke, dunkle Holztische, nichts ist rustikal. „Mit den Corona-Hilfen habe ich mein Lokal umgebaut, und die Leute aus Linz und St. Magdalena, die zu mir essen kommen, haben alles andere bezahlt.“ Etwa die Leasingraten für die teuren Autos.
Das Dessert
Zurück zum Essen: Für ein Dessert ist kein Platz mehr, obwohl Pannacotta (6,50) auf der Speisekarte steht. Aber ein Wiederkommen ist sicher: die Pizza la Ruffa (italienische Wurst, scharfe Salamipaste, Paprika) um 10,90 soll großartig sein, erzählen andere Gäste. Ob die Polizisten auch wieder kommt, steht auf einer anderen Karte. Zum Essen kann das La Ruffa den Polizisten auf alle Fälle empfohlen werden.
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