JKU distanziert sich vom Gründungsprozess der Linzer Digitaluni

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Neos fordern Absage der neuen Digital-Universität, die Landes-ÖVP in Oberösterreich hält am Start im Herbst weiter fest.

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Die Debatten um die Gründung der Digital-Universität IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) reißen nicht ab. Anfang dieser Woche hatten die SPÖ Oberösterreich und der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger gefordert, den Start der Digitaluni nicht mit aller Gewalt im Herbst dieses Jahres durchzusetzen und eine Verschiebung des Starts um ein Jahr gefordert. 

Der Linzer Neos-Gemeinderat Felix Eypeltauer geht in einer Reaktion auf diese Forderung noch einen Schritt weiter: Für ihn ist das Projekt IDSA „ein Trauerspiel an Unfähigkeit auf vielen Ebenen und machtpolitischer Inszenierung zulasten des Wissenschaftsstandortes“.

Neos für Absage des IDSA

Eine Verschiebung des Projekts wäre „das Mindeste. Angesichts der Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie der vergangenen Monate sollte man es aber überhaupt sein lassen“, spricht sich Klubobmann Felix Eypeltauer nun sogar für eine vollständige Absage der IDSA-Gründung aus.

Dass man durch die Debatten um die Bestellung der Gründungsrektorin Stefanie Lindstaedt wertvolle Zeit verloren habe, hat Gründungskonventsvorsitzende Claudia von der Linden auch eingeräumt. Im Standard spricht sie von "vier bis fünf wertvollen Entwicklungsmonaten".

ÖVP: Start im Herbst fix

All diesen widrigen Umständen zum Trotz bleibt die ÖVP dabei: Die Uni wird im Herbst starten. „Der Gründungskonvent und Gründungspräsidentin Lindstaedt haben klargestellt, dass der Start des Uni-Betriebes im Herbst möglichst ist“, meinte Christian Dörfel, Klubobmann der ÖVP im OÖ-Landtag. Eine Universitätsgründung eigne sich „nicht für parteipolitische Manöver“, kritisierte der in Richtung der SPÖ. Alle Parteien sollten an einem Strang ziehen, damit „Ruhe in das Projekt einkehren kann“.

Kooperation mit AEC

Aktuell erarbeitet der Konvent mit dem Ars Electronica „ein Angebot für den Sommer und das Wintersemester 2023/'24“, führte Dörfel aus. Weiters sehen die Pläne des Konvents „einen Start mit fünf bis sieben Studienmodulen vor, die von internationalen Experten geleitet werden“, hieß es.

Eine Kooperation für die Startphase mit dem AEC wurde bereits unterzeichnet. Außerdem werde noch im Sommer der Architekturwettbewerb für die neue Uni ausgelobt.

Für Diskussionen sorgt auch das Thema "Founding Lab", mit dem im Mai ein Call gestartet wurde, um Lehrende und Studierende an die IDSA nach Linz zu bekommen. Laut SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger würden dafür Netzwerke von Ars Electronica Center und Johannes Kepler Universität genutzt. 

JKU grenzt sich von IDSA deutlich ab

Dazu stellt die Johannes Kepler Universität Linz klar: "Derzeit ist die JKU keine Kooperationspartnerin des Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) und damit auch nicht des Projekts ,Founding Lab' von IDSA und Ars Electronica."

Bemerkenswert insofern, als die IDSA im Bereich der JKU errichtet werden soll. Dazu betont die JKU-Sprecherin: "Die Weiterentwicklung des gesamten Universitätsstandorts ist der JKU ein großes Anliegen. In diesem Sinne ist die JKU wie bisher jederzeit zu konstruktiven Gesprächen bereit."

Um sich schließlich klar abzugrenzen: "Der derzeit laufende Gründungsprozess des IDSA und alle damit verbundenen Entscheidungen sind Sache des IDSA. Die JKU wird diesen Prozess nicht kommentieren." 

Was die JKU jedenfalls kommentiert, sind die Debatten um Sepp Hochreiter, den Pionier in Sachen Forschung zum Thema Künstliche Intelligenz: "Die JKU hat auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz eine Vorreiterrolle, auch dank maßgeblicher Fördermittel des Landes Oberösterreich. Was die aktuelle Arbeit des JKU Instituts für Machine Learning und des LIT AI Labs an einer neuen Chatbot-Technologie betrifft, führt die JKU derzeit sehr gute Gespräche mit dem zuständigen Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation Florian Tursky."

Zuletzt hatte Hochreiter wegen fehlender Mittel Alarm geschlagen, die SPÖ forderte das Land auf, mit den entsprechenden Fördermittel einzuspringen, wenn der Bund diese nicht zur Verfügung stelle. 

Rückblick auf Gründungsphase

Auslöser für die Misere rund um die Gründung der Uni war die Tatsache, dass der Rektor der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Gerald Bast, sein Mandat im Konvent einen Tag vor den Hearings zurückgelegt hatte. Drei Mitglieder enthielten sich bei der Abstimmung wegen Befangenheit.

Nach der Entscheidung für die Grazer TU-Professorin Stefanie Lindstaedt trat der vom Land Oberösterreich entsandte Fabasoft-Chef Helmut Fallmann zurück und richtete eine Aufsichtsbeschwerde an das Ministerium. Seitdem bestätigen bzw. widerlegen Juristen in beauftragten Gutachten - mittlerweile liegen drei vor - die Rechtmäßigkeit der Bestellung.

 

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