Schnellste Oberösterreicherin legt kurz einmal die Beine hoch

Jetzt ist ausnahmsweise einmal Nichtstun angesagt. Kein Training, kein Wettkampf, stattdessen für Dinge Zeit nehmen, die zu kurz gekommen sind. Bürokram zum Beispiel.
Nach ihrem sensationellen Abschneiden über 400 Meter bei der Hallen-EM in Istanbul darf Susanne Gogl-Walli einfach faulenzen.
Sie wurde im Finale über 400 Meter Vierte und löschte mit 51,73 Sekunden den seit 44 Jahren bestehenden österreichischen Rekord von Karoline Käfer aus.
Im Aloisianum
Zum Laufen stieß sie während der Schulzeit am Aloisianum in Linz. „Meine Leistungen waren nicht wirklich gut“, erinnert sie sich: „Aber ich war schneller als die anderen Mädels oder gleich schnell wie die Burschen.“
Turnlehrerin Melanie Schaller erkannte ihr Talent und stellte den Kontakt zur TGW Zehnkampf-Union her. Sportlich vorbelastet war sie nicht.
Vater Johannes ist Psychiater, Mutter Gertraud forscht und lehrt an der Wirtschaftsuniversität Wien Mathematik und Statistik, Bruder Leopold ist Bauingenieur, Schwester Elisabeth Logopädin.
Eigener Weg
Sie habe mit dem Leistungssport definitiv einen anderen Weg eingeschlagen, sagt die 26-Jährige und scherzt: „Ich bin das schwarze Schaf.“ Aber selbstverständlich freue sich die Familie mit ihr. Und ohne Unterstützung der Eltern sei es anfangs ohnehin nicht gegangen.
Mittlerweile ist sie Heeressportlerin, läuft quasi hauptberuflich. Beim Bundesheer hat sie Michael Gogl (29) kennengelernt, mit dem sie seit Oktober verheiratet ist. Er ist Radrennfahrer und ebenfalls viel in der Welt unterwegs.
Während der Saison würden sie sich seltener sehen, „aber es gibt immer wieder Phasen, wo wir viel daheim sind“. Da hätten sie es dann gerne ruhig.
Kaum Zeit für Hobbys
Für Hobbys sei nicht viel Platz. „Ich würde gerne Ski fahren gehen, verzichte aber darauf wegen der Verletzungsgefahr.“
Da ohnehin viel auf Tour, sei auch Reisen kein großes Thema. Hin und wieder besuche sie die Verwandtschaft mütterlicherseits in Südtirol. Dort habe sie als Kind in den Ferien viel Zeit verbracht, „das ist für mich eine totale Ruhequelle“.
Ansonsten hält sie Privates eher bedeckt. „Wenn man so für den Sport lebt, gibt es rundherum nicht viel zu erzählen.“ Sie mag sich auch nicht selbst charakterisieren, das sollen andere tun. Wolfgang Adler zum Beispiel, ihr Trainer seit Herbst 2020. „Sie ist äußerst intelligent“, sagt er, „man muss sich den Zugang zu ihr schon erarbeiten.“
Auch sei sie sehr professionell und sehr selbstständig, die Trainingsgrundsätze würden abgesprochen. „Sie würde nie akzeptieren, dass man über sie einfach drüberfährt.“
Welchen Weg sie jenseits der Sportkarriere einschlagen wird, sei noch völlig offen. „Ich habe eigentlich viele Interessen. Aber ich weiß noch nicht konkret, was ich machen werde.“ Das könne auch abseits des Sports sein.
Studium muss ruhen
Das Studium in Technischer Mathematik an der JKU Linz ruht vorerst. „Ich halte es mir offen, ob ich da weitermachen werde.“
Die momentane Pause ist kurz, bald beginnt die Vorbereitung auf die Freiluftsaison. Im August findet in Budapest die WM statt. Und 2024 warten die Olympischen Spiele in Paris.
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