Erstes Gebärdensprachencafé in Linz: Mit Kapuze zum Cappuccino
Im Café Gutmut bestellt man sich den Kaffee ganz ohne Worte, hier kann man mit Zeichensprache ordern. Wer sich mit den Händen eine unsichtbare Kapuze aufsetzt, bekommt von Faie, der freundlichen Kellnerin, einen Cappuccino serviert. Faie ist eine der drei gehörlosen Personen, die gemeinsam mit drei hörenden im Café arbeitet.
Sie ist froh, hier zu arbeiten. Für Faie ist es eine Chance, auf dem freien Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sie will nach ihrer Zeit im Café auf jeden Fall in der Gastronomie bleiben.
Bei dem Arbeitsintegrationsprojekt der Barmherzigen Brüder Linz mit Unterstützung vom AMS arbeiten die gehörlosen Personen im Café Gutmut für ein Jahr. Dabei haben sie Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und ihre Kompetenzen zu erweitern. Im Vorfeld bekommen die Mitarbeitenden eine Einschulung vom Umgang mit der Kaffeemaschine bis zum Servieren.
Doch auch nach der Beschäftigung werden sie nicht alleine gelassen. Danach gibt es Coachings und Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung. Einen Austausch mit künftigen Arbeitgebern soll es ebenfalls geben, um herauszufinden, was nötig ist, um gehörlose Menschen optimal in den Betrieb zu integrieren.
Viele scheitern an der Sprachbarriere
Denn die Integration von Gehörlosen in den freien Arbeitsmarkt ist oft schwierig, weiß Johannes Fellinger, Primar und Vorstand des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie der Barmherzigen Brüder in Linz. "Man muss den Gehörlosen mehr zutrauen. Sie müssen von den Kolleginnen und Kollegen eingeladen werden in die Gemeinschaft. Viele scheitern an der Sprachbarriere und die Gehörlosen isolieren sich."
Der Name Gutmut ist bei einem Brainstorming entstanden. Einerseits ist das Projekt gut, um zu zeigen, welche Fähigkeiten Gehörlose haben. Andererseits soll auch der der Mut der Gehörlosen, sich der neuen Aufgabe zu stellen, aber auch der Mut der Gäste, sich mit Gehörlosen zu unterhalten, ohne die Gebärdensprache zu beherrschen, in den Fokus gesetzt werden.
Denn gehörlose Menschen findet man selten in der Gastronomie, mit dem Café Gutmut soll sich das ändern.
Gebärdensprache mit QR-Code auf der Karte
"Die Menschen anschauen, sie verstehen wollen und auch dranbleiben", so sollte man den Gehörlosen begegnen, so Fellinger. Wichtig sei nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht. Bald soll es auf der Karte auch QR-Codes geben. Damit könne man lernen, in Gebärdensprache zu bestellen.
Der Kaffee im Gutmut kommt aus der Wiener Rösterei Süßmund. Bei Kuchen und Snacks wolle man sich nicht auf einen fixen Lieferanten festlegen, wichtig sei gute Qualität aus der Region. Ziel sei es, mit den Einnahmen des Cafés das Projekt zu finanzieren.
Geöffnet hat das Café Dienstag bis Samstag jeweils bis 18 Uhr. Dienstag öffnet das Gutmut um 10 Uhr, am Samstag um 9 Uhr. An den restlichen Tagen wird bereits ab 8 Uhr Kaffee serviert.
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