Der Wert ethischer tugendhafter Verhaltensweisen

Der Wert ethischer tugendhafter Verhaltensweisen
Guter Stoff aus der Johannes-Kepler-Universität, von Kathrin Mayr, Universitätsassistentin am Institut für Handel, Absatz und Marketing.

Die Bedeutung der Tugendhaftigkeit ist ein grundlegender Aspekt ethischer Überlegungen sowohl in der Wirtschaft als auch in der Gesellschaft. Die Kultivierung von Tugendhaftigkeit spielt eine entscheidende Rolle im menschlichen Miteinander. 

Die Forschung zeigt, dass Unternehmen die inneren Werte von Individuen teilweise missachten, ihre inhärenten Motivationen vernachlässigen, und dass sich die wissenschaftliche Aufmerksamkeit verstärkt auf negative Aspekte des Verbraucher*innenverhaltens, wie unethisches Konsument*innenverhalten bei geschäftlichen Transaktionen (z.B. Zahlungsverzug, Ladendiebstahl), konzentriert. 

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Folglich werden sowohl die Untersuchung tugendhaften Kund*innenverhaltens als auch dessen Wert für Unternehmen vernachlässigt. Während es unbestreitbar ist, dass Kund*innen aufgrund verschiedener Faktoren unter bestimmten Umständen negative Verhaltensweisen zeigen können, ist es von entscheidender Bedeutung, die begrenzte Aufmerksamkeit zu erkennen, die den positiven Aspekten des Verhaltens in der aktuellen Forschung geschenkt wird. 

Denn dies führt zu einem verzerrten Bild, wenn man die Forschung zum Verhältnis zwischen Unternehmen und Kund*innen betrachtet.

Verhalten, das über gesellschaftliche Normen hinaus geht

In einer unvoreingenommenen Untersuchung geht eine aktuelle Studie der Johannes Kepler Universität Linz davon aus, dass Kund*innen auch Verhaltensweisen zeigen, die über gesellschaftliche Normen hinausgehen und als besonders positiv abweichend und tugendhaft charakterisiert werden. 

Es gibt auch „gute Konsument*innen“ – nicht nur gut hinsichtlich ihres finanziellen Potenzials für Handelsunternehmen, sondern gut im Sinne ihrer ethischen Verhaltensweisen während des Einkaufens. Das sind Verhaltensweisen gegenüber anderen Konsument*innen, gegenüber den Mitarbeiter*innen und gegenüber den Produkten und dem Geschäft. 

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Was ist nun vorbildhaftes gutes ethisches tugendhaftes Verhalten und wie wirkt sich dieses auf Handelsunternehmen und deren Mitarbeiter*innen aus? 

Es sind Verhaltensweisen, wie andere Kund*innen zu unterstützen (z.B. ältere Menschen), freundlich zu sein, andere zu respektieren, mit den Mitarbeiter*innen zu sprechen, Humor zu zeigen, flexibel zu sein (wenn ein Produkt nicht verfügbar ist), Wertschätzung gegenüber Mitarbeiter*innen zu zeigen und zu kommunizieren, geduldig zu sein, offen für Ratschläge seitens der Mitarbeiter*innen zu sein, auf Produkte zu achten und auch einmal proaktiv positives Feedback zu geben.

Eine einfache Geste, wie den Einkaufswagen nicht einfach auf dem Parkplatz stehen zu lassen, sondern zurück an seinen Platz zu stellen, hilft. Der Wert dieser Verhaltensweisen ist nicht immer ersichtlich, aber es lässt sich erahnen, dass es Mitarbeiter*innen entlastet, wenn sich Kund*innen tugendhaft verhalten. 

Unsere Studie, die im Rahmen eines Dissertationsprojekts an der JKU durchgeführt wurde, bestätigt, dass tugendhaftes Verhalten der Kund*innen auf verschiedene geschäftsrelevante Bereiche wirkt. So fühlen sich Mitarbeiter*innendurch tugendhaftes Verhalten stärker intrinsisch motiviert, sie fühlen sich selbstwirksamer, also bestärkt in dem, was sie selbst tun und bewirken, sie fühlen sich zudem wohler und entwickeln in weiterer Folge stärkere Tendenzen in ihrem Job zu bleiben.

Vor diesem Hintergrund stellen Ethik und Tugendhaftigkeit eine neue Dimension in der Betrachtung der Konsument*innen – Handelsbeziehung dar. Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitgeber*innen das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter*innen steigern können, wenn sie ein Umfeld schaffen, das die Tugendhaftigkeit fördert.

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