Aber wie reagiert mein Körper auf Alkohol? Wie viel Promille habe ich nach einem Glas Aperol Spritz und wie wirkt sich das auf meine Reaktionsfähigkeit aus? Alles Fragen, die sich vor Ort klären ließen. Die Experten hatten nämlich nicht nur Alkovortestgeräte und Trinkprotokolle, sondern auch spezielle Geräte zur Testung der Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit mit dabei.
Also gewissenhaft die Startzeit, Getränk und Menge notieren, und Prost! Eineinhalb Stunden und ein Glas Aperol Spritz später wieder ein Test mit dem Alkomaten: 0,0 Promille. Wie ist das möglich? Und warum spürt sich das anders an? „Eineinhalb Stunden sind eine lange Zeit für ein Glas. Prinzipiell ist für alle, die Autofahren, die Ein-Glas-Regel sinnvoll: Ein Glas wovon auch immer, Wein, Bier, Schnaps, und dann aufhören. Damit ist man auf der sicheren Seite“, weiß Verkehrspsychologe Rainer Kastner.
Seit 24 Jahren verantwortet er Nachschulungen für Menschen, denen der Führerschein abgenommen wurde. Dazu müssen in Österreich 1,2 Promille gemessen werden: „Das erreichen die meisten Menschen gar nicht, die finden da den Schlüssel nicht mehr. Da haben wir es meist mit Personen zu tun, die regelmäßig viel trinken.“ Den Anstieg der Anzeigen erklärt sich der Psychologe so: „Während Corona waren die Leute im Homeoffice, haben dort getrunken. Jetzt steigen sie wieder ins Auto und fahren ins Büro.“
Die Reaktionstests am Gerät, mit dem normalerweise die Verkehrstüchtigkeit überprüft wird, waren für den einen oder die anderen nach zwei großen Gläsern Bier schon eine Herausforderung, der Computer registrierte motorische und kognitive Verzögerungen. Nüchtern waren die Aufgaben einfach zu absolvieren.
Umso mehr mahnten die Experten: „Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. Wir haben in unseren Schulungen auch immer wieder Menschen sitzen, die keine Nacht mehr ruhig schlafen, weil sie im Rausch einen Unfall verursacht und dabei sogar jemanden getötet haben.“
Die größten Alko-Mythen
Manche meinen: Tue ich dies oder jenes, dann vertrage ich Alkohol besser, baue ihn schneller ab oder kann den Alkomaten überlisten. Falsch gedacht:
Üppige Mahlzeiten sorgen dafür, dass man mehr Alkohol verträgt: Blödsinn, durchschnittlich baut der Körper 0,1 Promille Alkohol pro Stunde ab. Dabei gibt es individuelle Schwankungen.
Prinzipiell ist festzuhalten: Wie schnell der Körper Alkohol abbaut, ist kaum bis gar nicht durch äußere Umstände zu beeinflussen. Somit kann auch jener Mythos widerlegt werden, der sich um den Genuss von Kaffee oder Energydrinks während des Alkoholkonsums rankt: Nein, auch dadurch kann nichts beeinflusst werden.
Auch bei Kontrollen kann nicht getrickst werden. Ein Gerücht betrifft das Hyperventilieren, mit dem man angeblich das Testgerät täuschen könne. Das ist unmöglich. Die verwendeten Testgeräte sind geeichte Alkomaten, die faktisch nicht mehr zu überlisten sind.
Drogen am Steuer: Mehr Anzeigen
Nicht nur die Anzeigen wegen Alkohol am Steuer sind vergangenes Jahr gestiegen. Es gab in OÖ auch einen Zuwachs um 15 Prozent auf 1.800 Anzeigen wegen des Lenkens von Fahrzeugen unter Drogeneinfluss. Pro 10.000 Personen gab es in OÖ 12 Anzeigen wegen Drogen am Steuer, das ist nach Vorarlberg (12,7) der zweithöchste Wert in ganz Österreich.
Cannabis & KokainDiese Entwicklung passt zur Abwasseranalyse des Instituts für Gerichtliche Medizin der Med Uni Innsbruck (GMI) für 2022: Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen nahm der Konsum von Alkohol und Drogen in der Bevölkerung wieder zu. Dominant sind weiter Cannabis und Kokain. „Im Vergleich zu 2021 waren Steigerungen beim Konsum von Alkohol, Kokain, MDMA und Methamphetamin zu beobachten, die zum Teil auf das Auslaufen von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zurückzuführen sind“, betonte Studienleiter Herbert Oberacher. In fast allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher sei als in ländlichen Gegenden.
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