Linz wird nicht Athena: OÖ im Kampf gegen Jugendkrawalle
Linz sollte für eine Nacht "Athena" werden. In dem Netflixfilm liefern sich Jugendliche Straßenschlachten mit der Polizei.
Jugendliche organisierten sich auf sozialen Netzwerken und planten die schweren Krawalle in Linz. Bei den Halloween-Ausschreitungen 2022 randalierten rund 200 Jugendliche am Linzer Taubenmarkt.
Sie warfen Böller auf die Polizei, Passantinnen und Passanten und auf die Oberleitung der Straßenbahn, dass aus Sicherheitsgründen der Strom vorübergehend abgeschaltet werden musste.
154 Personen wurden angezeigt. 25 davon wurden verurteilt - mit einem Strafmaß zwischen zwei und 18 Monaten. Davon waren 60 Prozent minderjährig und 63 Prozent der Beteiligten waren ausländische Staatsbürger.
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Null Toleranz
Bei den rechtskräftig Verurteilten hätte es bereits Aufenthaltsbeendigungen gegeben. "Es gibt null Toleranz gegenüber organisierten Krawallen und Widerstand gegen die Staatsgewalt", erklärt Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP).
Es wurden auch Beteiligte aus Betreuungsquartiere aus dem Zentralraum hinaus verlegt. Diese Maßnahme hätte die Situation zusätzlich entschärft.
Außerdem müssen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge automatisch Anti-Gewalt-Trainings absolvieren. Sie wären sehr anfällig und hätten keine Sensibilität für das Thema, sagt Hattmannsdorfer.
Gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität wurde eine Studie zu Jugendkriminalität im urbanen Raum in Auftrag gegeben. Es sollen Faktoren untersucht werden, die strafbares Handeln bei jungen Menschen begünstigen.
Klare Parallelen gäbe es bei den Halloween-Ausschreitungen und den Randalierern rund um den Nah-Ost-Konflikt, sagt Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP). "Es sind migrantische Jugendliche, die kein Demokratieverständnis haben. Sie werden stark von Social Media beeinflusst." Es gäbe aber auch viele Mitläufer mit wenig Hintergrundwissen und Geschichtsverständnis.
Digitales Streetwork
Die Halloween-Ausschreitungen wurden vor allem in den Sozialen Medien geplant. Nicht nur die Polizei, sondern auch die Jugendarbeit soll nun in Zukunft auch verstärkt in den digitalen Räumen aktiv sein.
"Jugendliche treffen sich nicht am Bahnhof, sondern in den digitalen Räumen. Die Streetworker sollen in den sozialen Netzwerken und auch den Gaming-Communitys junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren erreichen", erklärt Hajart. Dafür hole man sich Expertise aus Bayern, wo es bereits erfolgreich digitales Streetwork-Angebot gibt.
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Bei dem Pilotprojekt gemeinsam mit dem oberösterreichischen Familienbund werden insgesamt fünf digitale Streetworker zum Einsatz kommen. Ein besonderer Fokus soll auf die Früherkennung von Radikalisierungs- und Extremismustendenzen gelegt werden.
Kooperation mit Berliner Polizei
In Linz gibt es derzeit zehn sogenannte Jugendkontaktbeamte. Sie haben besondere Szenekenntnisse und leisten präventive Aufklärungsarbeit. Mit der "Operative Gruppe Jugendeinheit" der Berliner Polizei wurden gemeinsame Aus- und Weiterbildungen beschlossen.
35 Prozent der Berliner Polizistinnen und Polizisten hat Migrationshintergrund. Dies würde den Zugang zu ausländischen Communitys erleichtern. Das Land Oberösterreich will nun gemeinsam mit der Integrationsstelle erörtern, wie mehr Personen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst gewonnen werden können.
Keine Hinweise auf Wiederholung
Die digitalen Plattformen werden sehr engmaschig beobachtet. Es gibt keine Hinweise auf erneute Krawalle", sagt Karl Pogutter, Stadtpolizeikommandant von Linz.
Es werde ab Montag verstärkte Polizeipräsenz in Linz geben. Die Frage, wie viele Polizisten im Einsatz sind, wurde mit "ausreichend" beantwortet.
Maßnahmenpaket Respekt OÖ
Als Reaktion auf die Ausschreitungen hat das Land Oberösterreich das Maßnahmenpaket Respekt OÖ geschnürt. Workshops, Ausbau von Streetwork-Angeboten in Hotspot-Bereichen und Community Peer-Ausbildungen waren Teil des Pakets.
Man hätte sich bei den Beteiligten der Krawalle genau angesehen, aus welchen Gegenden und Schulen sie kommen. An 30 Linzer Brennpunktschulen wurden Workshops zu Gewaltprävention gehalten, um vermeintlche Mitläufer zu sensibilisieren und Zivilcourage zu fördern. Insgesamt konnte man 1.491 Schülerinnen und Schüler erreichen.
Bei der Community Peer-Ausbildung wurden Coaches aus den Communitys für die Sensibilisierungs- und Präventionsarbeit eingesetzt. Dieses Projekt gab es bereits vor den Ausschreitungen in der türkischen Community, wurde dann auf syrische und afghanische ausgeweitet.
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