Linz macht Parken in der Stadt unattraktiver

Nichts geht mehr: Tägliches abendliches Schausspiel auf Linzer Straßen
75.000 Menschen kommen mit dem Auto täglich zur Arbeit nach Linz. Möglichst viele sollen auf Öffis umsteigen.

Bei großen Staus an allen Stadteinfahrten, wie sie heuer noch nicht vorgekommen waren, ging zu Wochenbeginn wieder für Tausende Pendler nichts mehr. Das Pendler-Dilemma ist in Linz allgegenwärtig und ist am morgigen Freitag wieder Anlass für eine Protestaktion der Pendlerallianz aus dem Mühlviertel, die Flugblätter verteilen wollen.

Die prosperierende Wirtschaft im Großraum Linz ist Fluch und Segen zugleich. "Die Autos werden immer mehr und irgendwann ist das Glas voll", erklärt der Linzer Verkehrsstadtrat Markus Hein, FPÖ. Beim jährlich steigenden Verkehrsaufkommen von drei Prozent reisen aktuell täglich 110.000 in die 205.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt zur Arbeit oder zum Studium an. "75 Prozent von ihnen kommen mit dem Auto. Deren Besetzungsgrad beträgt 1,1 Personen", hadert Hein mit dem mangelnden Willen der Pendler "zum Umdenken".

Parkplatzdruck

Im Gleichklang mit Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, FPÖ, sieht Hein den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel als tauglichstes Mittel im Kampf gegen den Stau.

Um das den Pendlern mit Nachdruck schmackhafter zu machen, lässt Linz das Parken in der Stadt unattraktiver werden. "Ich bin für die Lebensqualität der Linzer verantwortlich", kommentiert Hein eine jüngste Aktion. Im Hafenviertel wird eine ausgedehnte Kurzparkzone mit Parkberechtigung für die Bewohner installiert. Und dann gibt es noch einen Plan, der für viel Aufsehen gesorgt hat: Hein steht mit Rückendeckung des SPÖ-Bürgermeisters Klaus Luger im Clinch mit Mühlviertler Pendlern. 2017 soll am Urfahraner Jahrmarkt-Gelände, das 1000 Gratisparkplätze bietet, die Gebührenpflicht kommen.

Für den ÖVP-Nationalratsabgeordneten Michael Hammer und die Mühlviertler Pendlerallianz, hinter der rund 77 Gemeinde stehen, wäre das eine "Abzock-Aktion". Morgen wollen sie in Urfahr ihren Unmut kundtun und Konzepte einfordern. "Wenn es außerhalb genug Parkplätze gäbe, dann würde ich sicher mit den Öffentlichen in die Stadt kommen. Hier auch noch Gebühren zu verlangen ist eine Frechheit", meint Michelle Jungmaier aus Kirchberg-Thening beim KURIER-Lokalaugenschein in Urfahr. Helga Grüner aus Katsdorf ist "dankbar, hier parken zu können". Auch für sie ist die Öffi-Anbindung vom Land in die Stadt zu unattraktiv. Den Vorwurf des Abkassierens lässt Hein nicht gelten. "Es soll eine regulative Maßnahme sein. Wir diskutieren einen Tageskartenpreis von rund drei Euro".

Unterstützt wird er von Landesrat Steinkellner. "Wo findet man noch so einen Parkplatz mitten in der Stadt?" Linz müsse autonom entscheiden können, wie es mit seinen Verkehrsprobleme umgeht, erklärt er in Richtung Mühlviertler Gemeinden.

Infrastruktur

Die Stauproblematik des Zentralraums sei auch für die Landesverkehrspolitik ein zentrales Thema, versichert Steinkellner. Eine dritte Expertenkonferenz werde demnächst stattfinden, wichtige Projekte zur Entlastung stecken in der Pipeline. So etwa die vierte Linzer Donaubrücke (Westring A26), die aber noch vom Bundesverwaltungsgerichtshof abgesegnet werden muss. Die Finanzierungsverhandlungen für den Neubau der heuer ersatzlos abgerissenen Eisenbahnbrücke (60 Mio. Euro) zwischen Landeshauptmann Josef Pühringer und der Stadt Linz verlaufen vielversprechend, meint Steinkellner. Hein ist optimistisch, dass die Brücke Mitte 2020 in Betrieb geht.

Der Ausbau von Park&Ride-Plätzen in der Peripherie von Linz und entlang der Regionalbahnen werde durch exaktes Monitoring vorbereitet, versichert Steinkellner. Als großen Wurf sieht er den Start eines Schnellbahn-Systems für Linz. In den nächsten drei Jahren soll damit die Zahl der Öffi-Nutzer um 25 Prozent zunehmen.

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