Linz erstickt phasenweise im Stau

Rund 100.000 Fahrzeuge passieren täglich den Linzer Bindermichl-Tunnel. Die Section Control soll die jährlich 80 Unfälle auf die Hälfte reduzieren.
Die Anzahl der Fahrzeuge wächst unaufhörlich – Radarkontrollen im Bindermichl-Tunnel ab Montag.

Donnerstag, 8 Uhr früh. Der Stau reicht von der Ampelkreuzung in Linz-Aufhof kilometerweit zurück bis ans Ortsende von Plesching, das zu Steyregg gehört. Ähnliches spielt sich bei der Auffahrt zur Steyregger Donaubrücke ab. An anderen Stadteinfahrten ist es ähnlich. Franz Hiesl, Landeshauptmannstellvertreter und begeisterter Straßenbauer, sagt es unumwunden. "Wir haben in Linz zwei bis drei Stunden pro Tag ein Problem. Eine Stunde in der Früh und eine bis zwei Stunden am Nachmittag." Die Landeshauptstadt erstickt phasenweise im Verkehr. Zwei Ursachen sind verantwortlich. Zum einen pendeln immer mehr aus den ländlichen Regionen täglich nach Linz – es sind bereits mehr als 100.000 –, zum anderen wächst die Anzahl der angemeldeten Fahrzeuge. Österreichweit um durchschnittlich zwei bis drei Prozent, so Asfinag-Vorstand Alois Schedl. Im ersten Halbjahr 2014 betrug die Zunahme sogar vier Prozent. Allein in Oberösterreich ist die Anzahl der Fahrzeuge von 2002 bis 2012 von 690.000 auf 848.000 gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 23 Prozent.

In Linz kommt es immer öfter zu Staus. Was kann man tun? "Außer dem Westring können wir nichts mehr bauen", sagt Hiesl. Der Ostring, der den Westring in Urfahr mit der Stadtautobahn verbinden sollte, wurde auf Eis gelegt und ist in den Planungen nicht mehr enthalten. "Auf der A7 eine dritte Spur hinzuzufügen, bringt eigentlich nichts", sagt Schedl, "wir haben das genau untersucht". Wenn die Voestbrücke von 2017 bis 2019 saniert wird, soll sie um jeweils eine Spur durch Bypassbrücken erweitert werden. Die Ostumfahrung, die einen Teil des Autobahnverkehrs aus dem Mühlviertel abfangen soll, ist in weiter Ferne, der Baubeginn ist frühestens in zehn Jahren. Auch aus dem Norden wird der Verkehr durch die Fertigstellung der S10 anwachsen.

Die Asfinag hat nun 13 Millionen Euro in 47 Überkopfwegweiser auf einer Strecke von 90 km Autobahn im oberösterreichischen Zentralraum investiert, um den Verkehr flüssig zu halten. Ein Nadelöhr ist der Linzer Bindermichltunnel mit einer Frequenz von 100.000 Fahrzeugen täglich. Um die Zahl der Unfälle zu reduzieren, die meist riesige Staus verursachen und durch Spurwechsel und Auffahrunfälle entstehen, wird mit Radar die Geschwindigkeit kontrolliert. Die Section Control, die zwei Millionen Euro gekostet hat, wird morgen, Montag, auf 80 km/h scharf gestellt und hat eine Auslösetoleranz von rund 10 km/h. Schedl beschwört: "Das ist für uns keine Anlage zur Geldbeschaffung, sondern dient der Verkehrssicherheit. In Wien-Kaisermühlen haben sich die Unfallzahlen halbiert."

Zur Entlastung der Verkehrssituation in Linz verweist Hiesl auf sieben Hauptradrouten, die ausgebaut werden sollen. Es sind die Strecken St. Georgen an der Gusen nach Linz, SteyreggLinz, Puchenau–Linz-Urfahr, Hitzing–LeondingLinz, Traun–Linz und Wilhering–Linz. Weiters sollen die Straßenbahnen ausgebaut werden (siehe Interview Entholzer Seite 2).

Die Verkehrszunahme bedingt einen Straßenausbau im ganzen Land. Vor einer Woche wurde der Umbau der Kreuzung Obernberg in eine Unterführung auf der Bundesstraße 148 eröffnet. Morgen, Sonntag, wird der erste Teil der Umfahrung Erferding Richtung Prambachkirchen eröffnet. 2016 soll die Umfahrung Eferding Richtung Pupping fertig sein. Im nächsten Jahr sollten die Umfahrungen Gmunden und Pierbach eröffnet werden, 2016 Lambach.

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