Liebstattsonntag: Der Tag, an dem die Liebe ewig hält

Liebstattsonntag: Der Tag, an dem die Liebe ewig hält
In Gmunden wird seit 383 Jahren der „Liebstattsonntag“ am 4. Fastensonntag gefeiert, seit 10 Jahren immaterielles Kulturerbe.

„Gegen jede Art von Schmerz hilft ein echtes Liebstattherz – darum war dies auch in Gmunden, vor Jahrhunderten erfunden.“

So wird einer der liebsten Bräuche in Gmunden im oberösterreichischen Salzkammergut beworben – der Liebstattsonntag, der heuer am Sonntag, 10. März, gefeiert wird. 

Aber es ist nicht nur diese Werbung, die funktioniert. Es ist die Tradition, die lebt. Und die Tradition des Liebstattsonntags ist alt. Sehr alt, und sie geht wohl auch als ein ursprünglicher Vorgänger des Valentinstags durch.

Es ist ein zutiefst christlicher Brauch, der an diesem Sonntag, dem 4. Fastensonntag im Jahr, gefeiert wird. Und er geht auf das Jahr 1641 zurück. In diesem Jahr wurde in Gmunden die Corpus Christi Bruderschaft wieder reaktiviert und neu aufgestellt.

Initiiert hat das der damalige Stadtpfarrer von Gmunden, Thomas Mayr, der Passauer Bischof Leopold Wilhelm hat dessen Ansuchen im Dezember 1641 schließlich genehmigt. 

Bischof und Befehlshaber

Bischof Leopold Wilhelm, geboren 1614 in Wiener Neustadt, war nicht nur ein frommer und mildtätiger Bischof, sondern zeitweise auch Oberbefehlshaber des Habsburger-Heeres im Dreißigjährigen Krieg. 

Mit dem Liebstattsonntag hat er den Weg für eine erst soziale und später liebenswerte Tradition bereitet.

Denn die Bruderschaft lud seither an diesem Fastensonntag alle Armen und Notleidenden der Stadt zu einem festlichen Mahl im Pfarrhof ein. 

Liebstattsonntag: Der Tag, an dem die Liebe ewig hält

Daher kommt auch der Name. „Den vornehmen Herren der Stadt war aufgetragen, den Bedürftigen Essen zu geben“, weiß Franz Wolfsgruber. Er ist Obmann des Trachtenvereins Traunseer und maßgeblich für den Liebstattsonntag verantwortlich.

Den Armen und Notleidenden wurde damit die „Liebe b’stattet“, also bestätigt – der Name Liebstattsonntag ist geblieben, die Tradition auch – und das seit 383 Jahren.

Tag der Liebenden

Heute bestätigt man seinen Liebsten eben diese Liebe. Was gerade in Gmunden an diesem Tag ganz groß zelebriert wird: Als Tag der Liebenden, die sich mit verzierten Herzen aus Lebkuchen ihre Zuneigung zeigen. 

Gmundens Konditoren backen dafür tausende Lebkuchenherzen und verzieren sie mit Sprüchen und Motiven aus Zuckerglasur.

Ein wichtiger Punkt für Wolfsgruber: „Der Liebstattsonntag darf nicht zu einem gewöhnlichen Jahrmarkt werden. Wir machen kein Geschäft, wir haben ein Erbe.“ 

Deshalb legt er großen Wert darauf, an diesem besonderen Sonntag mit der schönsten Tracht zur Bauernmesse, dem Festzug zum Hauptplatz am Traunsee mit dem „Herzerlverteilen“ zu gehen. 

Viele tun es ihm gleich – so ist der Liebstattsonntag auch eine Schau der schönsten Trachten – Fest-, Jung-, Bürgertracht und Goldhaube sowie Kopftuch, Schwammerl- und Salzträgertracht inklusive.

Liebstattsonntag: Der Tag, an dem die Liebe ewig hält

Apropos Herzerlverteilen: Das passiert in Gmunden schon seit Wochen, erzählt Wolfsgruber: „Seit 15 Jahren gehen wir vor dem Liebstattsonntag in eine unserer Volksschulen, wir erklären den Brauch und jedes Kind und jede Lehrkraft bekommt ein Lebkuchenherz. Das ist immer eine besonders feine Sache. Wenn du jemandem ein Herz umhängst, strahlen seine Augen.“ 

Und so bringen die „Goldhauben“ diese Freude auch seit 40 Jahren mit Lebkuchenherzen vor dem 4. Fastensonntag in die sozialen Einrichtungen der Stadt Gmunden.

10 Jahre Kulturerbe

Heuer feiert der Liebstattsonntag ein besonderes Jubiläum. Denn seit 2014 zählt der Liebstattsonntag zum immateriellen Unesco-Kulturerbe. Dazu hat Franz Wolfsgruber einen Tipp parat: „Ein Liebesversprechen, das man am Liebstattsonntag gibt, hält.“

Kommentare