Liberaler Klub: „Klimaschutz ist eine Ersatzreligion“

Europaparlamentarier Georg Mayer, Rene Röbl, Pressesprecher des Klimaschutzvolksbegehrens, der Publizist Henryk M. Broder und Klubpräsident Adalbert Cramer
Henryk M. Broder und die FPÖ halten die Klimaschutz-Debatten für überzogen.

In seinem Schlussstatement lief der deutsche Publizist Henryk M. Broder zur Hochform auf. Der 73-Jährige erfüllte ganz und gar die Erwartungen des Publikums, das Dienstagabend den großen Redoutensaal bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. Es dankte ihm den Widerspruch zum gesellschaftlichen Mainstream mit viel Applaus. Der Liberale Klub, getragen von der Landes-FPÖ, hatte zur Diskussion über den Klimaschutz geladen.

Linke Kräfte

Was er denn von der CO2-Steuer halte, wollte Moderator Christian Horvath (Linzer City-Magazin) von Broder wissen. „Ich verstehe das Wesen dieser Steuer nicht. Man kann natürlich sagen, und das ist legitim, dass der -Ausstoß abgebaut werden muss. Eine - Steuer ist eine Form der Umverteilung. Und sie wäre die erste Steuer in der Geschichte der Menschheit, die die sozial Schwachen entlastet.“

Immer dieselben

Broder weiß auch, wer die Be- und Quertreiber sind, denn der Klimawandel habe die Erde seit ihrer Entstehung begleitet. „Jene, die den Klimaschutz vorantreiben, sind dieselben Leute, die schon ein paar Mal versucht haben, die Gesellschaft umzuwandeln. Zuerst sollte die Arbeiterklasse eine Stimme bekommen, dann ging es um die internationale Solidarität mit Kuba und Venezuela. Dann waren es die Palästinenser, die auf die Unterstützung der linken Kräfte angewiesen waren. Das ist alles weg. Das einzige Mittel, das noch übrig geblieben ist, um die Gesellschaft zu verändern, ist dieser alberne Klimaschutz. Das stellt die Gesellschaft auf den Kopf, das vernichtet Arbeitsplätze, das vernichtet Industrien, das bringt uns in Abhängigkeit von den Russen. Es liegt nicht an den Amerikanern, dass sie die Dieseltechnologie vernichten. Wir sind so blöd es selbst zu machen.“

Zwei Märchen

Die Dinge reduzieren sich für ihn. „Sie können die gesamte politische Entwicklung im Prinzip mit zwei Märchen erklären. Mit dem Fischer und seiner Frau, wo zu viel Wollen zum Ende führt, und mit des Kaisers neue Kleider, wo jene Leute von der Gesellschaft angefeindet werden, die sagen, der Kaiser ist nackt. In dem Sinne, dass die ganze Geschichte ein Schwindel ist.“ Für Broder ist der Klimaschutz nicht nur „Ersatzreligion“, sondern eine Religion an sich.

„Ein Schwindel“

Der Klimaschutz ein Schwindel? Broder erntet Widerspruch vom jungen René Röbl, dem Pressesprecher des Klimavolksbegehrens. „Ich schätze Broders Systemkritik. Dann macht er aber den Drall in eine andere Richtung, wo er eine friedliche Demonstration mit der Verfolgung von Menschen in der Sowjetunion gleichsetzt. Ich betrachte das als pointierte Polemik. Ich glaube auch mit Nietsche, dass wir Gott umgebracht haben und der Mensch seitdem eine Ersatzreligion sucht. Ich glaube aber, dass nicht die Klimabewegung die Ersatzreligion geworden ist, sondern der Konsum. Wir arbeiten, damit wir kaufen und kaufen. Am Ende des Tages fallen wir tot um.“

Irgendjemand muss anfangen

Kann das kleine Österreich wirklich Einfluss auf den Schutz des Klimas nehmen, wollte ein Zuhörer wissen. „Irgendwo muss irgendjemand einmal damit anfangen“, antwortet Röbl. „Wenn keiner etwas macht, passiert nichts. Warum kann Österreich nicht Vorreiter im Klimaschutz und im Ausbau der erneuerbaren Energien sein? Wir schaffen es, in der voestalpine eine Hochofen mit Wasserstoff in Betrieb zu nehmen. Das ist Technologie, die wir möglicherweise exportieren können.“ Broders Antwort: „Zu sagen, irgendjemand muss damit anfangen, ist der typisch deutsche Idealismus.“ Die Idee, dass die Deutschen vorangehen müssten, habe es schon immer gegeben, so Broder. Es gebe Elemente in der deutschen Politik, die zeitübergreifend seien und die heute in den progressiven Bewegungen fortlebten.

Klimanotstand?

Broder: „Bis jetzt haben 63 deutsche Städte den Klimanotstand erklärt. Darunter so idyllische Gemeinden wie Konstanz oder Wiesbaden. Das ist der Ausdruck einer Katastrophenhörigkeit. Sie wollen nicht vor dem Notstand warnen, sie wollen ihn herbeireden. Um sich vor der Geschichte als Bewältiger des Notstands präsentieren zu können. Es liegt im deutschen Gemüt Bagatallen zu dramatisieren. Sie sagen, ohne Notstand tun wir es nicht mehr. Außerdem gibt es dafür Geld von der EU.“

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