Lenzing kündigt erst 2014

Lenzing kündigt erst 2014
Die Lenzing-Mitarbeiter erfahren frühestens im Jänner, wer gehen muss.

Es sind bange Wochen bis zum Jahreswechsel für die Belegschaft der Lenzing AG: Frühestens im Jänner sollen die Mitarbeiter erfahren, wer vom Stellenabbau betroffen ist. Wie berichtet, werden am Standort Lenzing 390 Arbeitsplätze gestrichen, außerdem sollen bis zu 300 Leiharbeitskräfte nicht länger beschäftigt werden. Warum man die Mitarbeiter so lange im Ungewissen lasse, ob sie ihren Job verlieren, wollte Konzernsprecherin Alexandra Guldt am Mittwoch nicht kommentieren. Nur soviel: „Es ist keine einfache Situation.“

Lenzing-Vorstand Peter Untersperger versprach allen Betroffenen einen „sehr sozialen Sozialplan“. Bis Weihnachten werde es Gespräche mit Betriebsrat, Arbeitsmarktservice, Arbeiterkammer und Land Oberösterreich geben, um den Stellenabbau möglichst sozial umsetzen. Untersperger stellt eine Arbeits- und Ausbildungsstiftung sowie Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen in Aussicht. Wie der Sozialplan genau aussieht, wollte die Lenzing AG noch nicht verraten, weil mit den Verhandlungen gerade begonnen werde. Am Mittwochnachmittag kam es zu einem ersten Treffen zwischen Vorstand und Arbeitnehmervertretung. „Ich habe den Eindruck, dass wir auf einem konstruktiven Weg sind“, sagte Betriebsratsvorsitzender Rudolf Baldinger nach dem Gespräch. Man sei aber bei weitem nicht fertig, über den Sozialplan habe man noch gar nicht gesprochen.

Wenige Stunden zuvor hatte Baldinger noch die Kommunikationspolitik des Vorstands kritisiert und gewarnt, dass ein Stellenabbau die gesamte Produktion am Standort Lenzing lahmlege. Bereits jetzt beschäftige das Unternehmen Leasingkräfte und schiebe Überstunden, um die anfallende Arbeit bewältigen zu können. Bei einem Wegfall von 15 Prozent der Belegschaft sei die Produktion wohl kaum mehr zu stemmen. „Die Beraterfirma, von der die Kündigungen empfohlen wurden, kennt die betrieblichen Zusammenhänge nicht. Da wurde zu viel im stillen Kämmerlein gearbeitet“, meinte Baldinger. Ein Streik ist für den Belegschaftsvertreter noch nicht vom Tisch, sei aber das „letzte Mittel“, von dem man Gebrauch machen werde.

Kritik an Lenzing kommt auch von der Landespolitik. Landeshauptmannstellvertreter Franz Hiesl (ÖVP) zeigt im Volksblatt-interview kein Verständnis für die Kündigungen. Die Vorgangsweise sei unmenschlich. SPÖ-Landesvorsitzender Josef Ackerl sprach von einer „ungeheuer beleidigenden Art und Weise“, wie Untersperger sich geäußert habe. Damit habe er gezeigt, was er von Menschen halte. Was Lenzing mache, sei „völlig unverständlich“.

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