Lentos: „Wenn Kunst etwas Selbstverständliches wird“

Stella Rollig Lentos Kunstmuseum Linz
Stella Rollig spricht zum Jubiläum über ihre Vision für das Kunstmuseum an der Donaulände.

Leicht waren sie nicht, die vergangenen zehn Jahre. Oder neun Jahre für Stella Rollig – die Wienerin, die dem Publikumsliebling Peter Baum 2004 als Direktorin nachgefolgt ist. „Peter Baum hatte hier in Linz eine singuläre Position als Vermittler der modernen Kunst. Es ist nie leicht, ein Erbe anzutreten“, sagt sie rückblickend.
Obwohl die Vergangenheit für Rollig eigentlich kein Thema ist.

Relevant ist für die Wiener Kulturmanagerin stets der Blick nach vorne: Neue Künstler, neue Strömungen – am besten, wenn die Keimlinge noch in der Erde stecken. An der Donaulände hat ihr untrügliches Gespür schon so manche Idee zur Blüte gebracht. So präsentierte sie eine Ausstellung zum Thema geistiges Eigentum und Copyright, bevor es hierzulande überhaupt virulent wurde.

Mit der Ausstellung von Gottfried Helnwein 2006 sei dem Lentos ein echter Coup gelungen, sind sich die Linzer Kunstkenner einig. Auch das Kulturhauptstadtjahr 2009 wirke bis heute nach, sagt Rollig, die damals ihre Vision wahr werden sah: Kultur als etwas Selbstverständliches im Alltag. „Da sind Passanten spontan zu Veranstaltungen im öffentlichen Raum gekommen. Berührungsängste gab es nicht – das wollen wir auch im Lentos vermitteln“, erklärt sie.

Ein Beweis dafür, dass das bis heute gelinge, sei die aktuelle Sammlungsausstellung zum zehnjährigen Jubiläum. Obwohl es sich „nur“ um eine Schau bereits vorhandener Stücke handle, sei sie stets gut besucht. „Auch ohne große Aufreger werden wir wahrgenommen.“ Als Institution, die Maßstäbe setzt, sagt sie, und auf der internationalen Landkarte sichtbar ist. Rund ein Drittel der Besucher kommen aus dem Ausland – Südböhmen, Bayern und Italien. Vom Rummel rund um das neue Musiktheater könne man auch in dieser Hinsicht nur profitieren.

Beinharte Kosten

Weniger gerne spricht sie über die Unkenrufe betreffend der schwankenden Besucherzahlen. „Ich finde die Diskussion ermüdend. Wir hatten immerhin eine Dreiviertelmillion Besucher in zehn Jahren. Für eine Stadt in der Größe von Linz ist das gigantisch.“

Dass der Direktorin dieses Thema sauer aufstößt, könnte am finanziellen Korsett des städtischen Kunstmuseums liegen. Hinter jedem Programm stehen am Ende beinharte Kosten, betont sie. So sei „Der nackte Mann“ mit seinen hochkarätigen Leihgaben ein Luxusprojekt gewesen, „das wir gerade noch heben konnten“. Rentieren würde sich so etwas nur in puncto Renommee.

„Ich bin aber überzeugt, dass es auch Ausstellungen geben muss, bei denen vorab klar ist, dass nicht so viele kommen – wenn es zum Beispiel Neuentdeckungen sind. Das gehört zum Bildungsauftrag. Es wäre völlig falsch, wenn ein Museum nur Bekanntes affirmiert.“ Kultur dürfe keiner Kosten-Nutzen-Rechnung zum Opfer fallen. Die Linzer Politik gebe diesem Vorsatz mit ihren Fördergeldern immerhin Rückendeckung – „obwohl mehr Geld natürlich immer gut wäre“, fügt sie hinzu.

Abgesehen davon habe Rollig keine großen Wünsche für die Zukunft. 2014 läuft ihr Vertrag aus. Ob sie weitermacht? „Es gibt positive Signale, aber ich möchte nichts verschreien. Natürlich möchte ich weitermachen.“ Ideen habe sie ja schließlich noch genug für das Lentos.

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