Lentos-Schätze: Zwischen Kunst und Wahn
Ein interessanter Kunstbogen wird in der neuen Ausstellung im Linzer Lentos gespannt. Auf Augenhöhe treffen Werke von Künstlern des niederösterreichischen Psychiatrischen Zentrums Gugging auf Exponate zeitgenössischer Meister. Unter dem Titel "Psycho Drawing" stellt das Linzer Kunstmuseum bis 11. Juni die "Art brut" ins Zentrum des Geschehens. Donnerstag wurde die Schau eröffnet.
"Wir haben bei uns einen Schatz gehoben", verwies die provisorische Lentos-Leiterin Elisabeth Nowak-Thaller darauf, dass 200 der gezeigten Werke aus dem Lentos-Fundus selbst stammen. 1980 hatte der damalige Leiter der Neuen Galerie der Stadt Linz,Peter Baum, vom Psychiater Leo Navratil 450 Diagnosebilder angekauft, die Patienten der damaligen NÖ Landesnervenklinik Gugging gemalt hatten. Das Lentos besitzt damit die größte "Art Brut"-Sammlung Österreichs. Gugginger Künstler wie August Wala, Johann Hauser oder Oswald Tschirtner sind längst klingende Namen in der Kunstszene.
Auf einer Ebene
"Mir war wichtig, die Qualität der Kunstwerke in den Mittelpunkt zu rücken und die Kunst der Gugginger mit dem Schaffen der Professionalisten auf eine Stufe zu stellen", erklärte die Ausstellungskuratorin Brigitte Reutner zum Konzept der Schau. Und so werden den Werken der Autodidakten 50 Exponate namhafter zeitgenössischer Künstler wie Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Hans Staudacher oder Alfred Hrdlicka gegenübergestellt. Die Leihgaben kommen von der Sammlung Essl, dem Joanneum Graz oder dem Museum der Moderne Salzburg.
In eigenen Kapiteln der Ausstellung bekommen Interessierte auch Einblick, wie Ärzte mit den psychisch Kranken gearbeitet haben. Interessant auch der Abschnitt "Zwischen Sichtbarkeit und Überzeichnung", der sich dem Übermalen als bildnerische Verdichtung widmet. Eine Technik, die Maler aus Gugging genauso meisterlich beherrschten wie die Stars Nitsch oder Rainer.
Gezeigt wird "Psycho Drawing Art brut und die ’60er und ’70er in Österreich" bis 11. Juni täglich außer Montag.
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