Lebensraum Straße in Oberösterreich: "Wirf nix raus“
Ein Blick aus dem Autofenster zeigt nicht nur schöne Landschaften, sondern gibt oft auch Hinweise auf das Ess- und Trinkverhalten der Österreicher. Denn anstatt den Mist mit nach Hause zu nehmen, wird dieser häufig mittels Wurf aus dem Auto entsorgt. Sowohl für Tiere als auch für Menschen stellt dieses Verhalten eine große Gefahr dar, erinnerte Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz.
400 Tonnen Abfall fielen im Jahr 2018 allein auf Oberösterreichs Landesstraßen an. Das sind 66 Kilogramm Müll pro Kilometer. Auf Autobahnen, Schnellstraßen und Rastplätzen waren es ein Jahr später – 2019 – in OÖ laut einer Statistik der Asfinag 1.300 Tonnen, in ganz Österreich 8.700. Zahlen aus dem vergangenen Jahr gebe es nicht. Aufgrund von Corona und dem reduzierten Verkehr würden diese die Tatsachen ohnehin nicht adäquat abbilden, so Steinkellner.
Roland Wohlmuth, Vorsitzender des oö. Landesabfallverbands, weiß, weshalb sich viele zum Wurf aus dem Auto hinreißen lassen: „Aus den Augen, aus dem Sinn. Werfe ich eine Dose vor meine eigene Haustüre, stört es mich und ich räume sie weg. Entsorge ich etwas auf der Straße, hat man weniger Schuldgefühle.“
Plakatkampagne
Dabei können die aus dem Autofenster entsorgten Gegenstände folgenschwere Geschoße für andere werden. Oft seien gefährliche Ausweichmanöver die Folge, so Steinkellner. Nicht selten werde der Müll auch von Tieren gefressen, was wiederum Verletzungen verursacht.
Aber damit nicht genug: Der Müll kostet – und zwar den Steuerzahler. 1,5 Millionen Euro jährlich beträgt der finanzielle Aufwand der oö. Straßenmeistereien. Österreichweit werden 100 bis 140 Millionen Euro für das gesamte Verschmutzungspotenzial geschätzt. „Ein Stück Müll am Straßenrand kostet etwa 55 Cent“, rechnet Wohlmuth vor. Denn es müsse mühevoll aufgeklaubt und sachgemäß entsorgt werden. In OÖ fallen dafür pro Jahr 35.000 Arbeitsstunden an.
Littering
Das achtlose Wegwerfen von Müll auf öffentlichen Plätzen und in der Natur bezeichnet man auch als „Littering“.
Kosten
Laut einer Studie verursacht das Littering in Österreich – inkl. Berge etc. – jährlich 100 bis 140 Millionen Euro an Kosten.
Die meiste Zeit investiere man in Getränkeverpackungen: 60 bis 70 Prozent des gesammelten Mülls entfallen darauf. Beim Großteil handelt es sich um PET-Flaschen, danach folgen Dosen und Tetrapacks. „Selten finden wir bepfandete Verpackungen, wie Glasflaschen“, sagt Wohlmuth. Weshalb er und Steinkellner eine Erhöhung der Mehrweg-Quote fordern.
Vorerst sollen aber nun „Wirf nix raus“-Plakate an den „Hotspots“ Autoinsassen daran erinnern, dass unsere Umwelt nicht als Müllhalde gedacht ist.
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