Als die Kommunisten 1978 Österreich untertunneln wollten

ALTE SPUREN NEUE WEGE - TSCHECHISCH - OBERÖSTERREICHISCHE LANDESAUSSTELLUNG Ausstellung KRUMAU
Österreich sollte untertunnelt, die Moldau mit der Donau durch einen Kanal verbunden, der Böhmerwald ein US-Bundesstaat werden. Die Ausstellung in Krumau fördert schier Unglaubliches zu Tage.

Die Landesausstellung im südböhmischen Krumau, 70 km nördlich von Linz gelegen, öffnet zwar offiziell erst am kommenden Mittwoch ihre Pforten, doch sie beherbergt die wohl interessantesten Projekte. Sie steht unter dem Motto Was wäre wenn und ist im Regionalmuseum, dem ehemaligen Jesuitengymnasium, untergebracht.

Als die Kommunisten 1978 Österreich untertunneln wollten
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Die Besucher erfahren schier unglaublich Dinge. „In der Spätzeit des Kommunismus wurde in der CSSR ein 345 Kilometer langer Tunnel unterhalb Österreichs geplant, weil die Tschechoslowakei keinen Zugang zum Meer hatte“, erzählt Museumsdirektor Ivan Slavik, der die Ausstellung zusammengestellt hat. Der Tunnel hätte von Budweis bis zum zum slowenischen Hafen Koper führen sollen.

„Das Projekt wurde 1978 präsentiert. Es war ernst gemeint und ideologisch und politisch begründet, weil zwei Jahre zuvor während der Ölkrise die Arbeiten für den Tunnel zwischen Frankreich und England gestoppt worden waren. Die Kommunisten wollten zeigen, dass die Kapitalisten zugrunde gehen, während sie erfolgreich Projekte umsetzen. Ein Jahr zuvor war inPrag die erste U-Bahn-Trasse in der Länge von sechs Kilometern eröffnet worden. Man hat gedacht, wenn sechs Kilometer möglich sind, dann müssen auch 345 möglich sein, das sei nur eine rein technische Sache.“ Rudolf Kirchschläger, der damalige österreichische Botschafter in Prag, habe sich über die Pläne informieren lassen. In drei Stunden sollte man mit dem Zug von Budweis an der Adria sein.

Ein US-Bundesstaat

Eine ganz andere Neuigkeit, die die Landesausstellung ans Licht bringt, ist, dass die Deutschen von Krumau zum Kriegsende 1945 versucht haben zu erreichen, dass der Böhmerwald ein US-Bundesstaat wird. Die Ausstellung zeigt einen Brief, der an den damaligen US-Präsidenten Harry Truman geschrieben worden ist. „Wir wissen aber nicht, ob der Brief jemals das Weisse haus erreicht hat“, erzählt Museumsleiter Slavik.

Kanal Moldau-Donau

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In der jahrhundertealten Geschichte des Raumes gab es mehrere Pläne, die Moldau mit der Donau durch einen Kanal zu verbinden. Die ersten stammen aus dem 14. Jahrhundert, um Sodlaten vom Norden ans Scharze Meer transportieren zu können. Konkrete Projekte stammen auch aus der Endzeit der Monarchie. Da rivalisierten Überlegungen, die Strecke Budweis-Korneuburg für Frachtschiffe benutzbar zu machen, mit dem Bestrebungen der Linzer, einen 38 km langen Kanal von Hohenfurt nach Enns zu bauen.

Renovierte Synagoge

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Neben der Ausstellung "Was wäre wenn" ist die renovierte Synagoge der zweite Höhepunkt der Landesausstellung im 13.000-Einwohner-Städtchen Krumau, das seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und wegen seiner einmaligen Schönheit jährlich von einer Millionen Gästen aus aller Welt besucht wird. „Die Stadt hatte in ihrer 700-jährigen Geschichte immer großes Glück. Es gab hier nie Kriege oder Bombardements. Die Substanz wurde nie zerstört“, erzählt Vizebürgermeisterin Jitka Zikmundova. Die Moldau prägt mit ihren Krümmungen die Stadt. Deshalb auch der Name: Die krumme Au, Krumau.

Die Synagoge, die von 1908 bis 1910 gebaut worden ist, wurde um 13 Millionen Kronen renoviert. Damals gab es rund 300 Juden. Das Bethaus, das nun im Eigentum der jüdischen Gemeinde Prag ist, ist wirklich sehr schön geworden.

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