Krippe aller Krippen in altem Glanz

Die Krippe besteht aus 94 Figuren in Bauern- und Schiffertracht und 50 Tieren
Die Krippe, vor der vor 200 Jahren das berühmte Weihnachtslied "Stille Nacht" erklang, steht in Ried im Innkreis

Es begab sich vor 200 Jahren: Am 24. Dezember 1818 wurde nach der Christmette in der St. Nikolaus-Kirche in Oberndorf an der Salzach „Stille Nacht, Heilige Nacht“ uraufgeführt. Wie oft das mittlerweile zum Weltkulturgut aufgestiegene Lied heuer zu Weihnachten in allerlei Sprachen gesungen werden wird, lässt sich nicht beziffern. Gewiss einige hundert Millionen mal. Einmalig ist jedenfalls die Krippe, vor der sich damals die Premiere ereignet hat. Das kostbare Stück steht im Museum Volkskundehaus in Ried im Innkreis und präsentiert sich nach Rundumrestaurierung, abgestimmt mit dem Bundesdenkmalamt, in neuem – besser: altem – Glanz.

In das Innviertel gelangte die Krippe über verschlungene Wege. Nach dem Abbruch der Oberndorfer Kirche lagerte sie einige Jahre auf einem Dachboden, wechselte dann die Besitzer, kam schließlich 1926 via Salzburg zu Pfarrer Johann Veichtlbauer in St. Pantaleon im Bezirk Braunau. Er suchte eine Heimstätte für seine umfangreiche volkskundliche Sammlung, die sich im alten Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofs von Ried fand. So war der Grundstein für das heute Museum gelegt. Die Krippe besteht aus 94 Figuren in Bauern- und Schiffertracht und 50 Tieren. „Jedes Stück für sich ist ein kleines Kunstwerk“, sagt Karin Mayr. Die Restauratorin aus Linz hat die Figuren in mühevoller Arbeit gereinigt und schadhafte Stellen ausgebessert. Die in Wachs modellierten Köpfe sind großteils erhalten. Bei vielen von ihnen sind die Augen nicht aufgemalt, sondern aus kleinen Glasperlen, was den Gesichtern einen besonderen Ausdruck verleiht.

Das Atelier Macala in Salzburg baute eine neue, größere Kulisse und setzte die Weihnachtsgeschichte in das oberösterreichisch-salzburgische Alpenvorland. Vom Haunsberg bei Oberndorf eröffnet sich dem Betrachter ein weiter Blick. Der Alpenkamm im Hintergrund spannt sich vom Schafberg über Dachstein, Tennengebirge, Untersberg und Watzmann bis hin zum Hohenstaufen. „Auf diese Weise haben wir eine Verbindung zwischen biblischem Thema und ursprünglichem Standort der Krippe hergestellt“, erklärt Stephan Macala. Im Zentrum steht die Geburtsszene im Stall, der auf dem Tempelberg angesiedelt ist. Rundherum tummelt sich eine Vielzahl an Hirten. Über ihnen schwebt eine weiß-gülden gewandete Engelschar, die den staunenden Hirten die frohe Botschaft verkündet. Von Osten her nähern sich die Könige mit einer schwer beladenen Karawane aus Elefanten und Kamelen. Doch nicht nur die Weihnachtsgeschichte wird erzählt, so ist etwa auch die Hochzeit zu Kana wird in Form eines Festzuges dargestellt. Von der „Krippe aller Krippen“ spricht Museumsleiterin Sieglinde Frohmann, die mit dem fertigen Werk sehr zufrieden ist.

Für die Besucher gibt es über Kopfhörer umfangreiche Informationen zur Krippe und zur „Stille Nacht“-Geschichte. Auch außerhalb des Museums dreht sich in Ried in diesen Tagen alles um das Thema Weihnachtskrippe. Über die Innenstadt verteilt, werden im Rahmen eines „Stille Nacht-Wegs“ an 30 Stationen mehr als 50 Exponate gezeigt. Sie laden ein zum Staunen und Innehalten im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel.

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