Kopfing: Streit um Pfarrer eskaliert

Kopfing: Streit um Pfarrer eskaliert
Beim Erntedankfest in Kopfing prallten Befürworter und Gegner des umstrittenen erzkonservativen Pfarrer Skoblicki aufeinander.

Da geht's lang", drängte ein schwarzgekleideter Mann die Träger der Erntekrone beim Festzug in Richtung Kirche. Damit war am Sonntag die erste Entscheidung im Duell zwischen christlichen Fundamentalisten und Reformern in der Sauwaldgemeinde Kopfing gefallen. Die reformorientierte Aktionsgruppe, bestehend aus Gegnern des erzkonservativen Pfarrers Andrzej Skoblicki, organisierte eine Protestaktion in Form eines alternativen Gottesdienstes im Garten des Kulturhauses.

Kampf um Erntekrone

Dass die Erntekrone nun doch in der Kirche aufgestellt wurde anstatt im Lager der Reformer, ist eine kleine Niederlage, die deren Sprecher Johann Weibold verschmerzen konnte: "Unser Ziel ist es zu zeigen, dass wir nicht bloß einige Rebellen sind, sondern dass eine breite Masse mit Skoblicki nicht einverstanden ist."

Auf welcher Straßenseite man sich am Sonntagvormittag in Kopfing aufhielt, bedeutete, Farbe für das eine oder andere Lager zu bekennen. Nördlich der Hauptstraße wohnten 400 Gläubige Skoblickis Predigt bei, südlich davon lauschten 220 den Worten des pensionierten Pfarrers Otto Soukup, der klarstellt: "Ich bin nicht gekommen, um zu triumphieren." Zum Grund seines Gastauftritts erklärte er: "Wenn in einem Ort ein zürnender, strafender Gott verkündet wird, fühle ich mich verpflichtet, zu verkünden, dass es den nicht gibt."

Ruhe vor dem Sturm

In der Kirche erklärte Skoblicki, dass ihn der Bischof gebeten habe, in der Pfarre zu bleiben. Minutenlanger Applaus folgte, einige Gläubige weinten Tränen der Rührung.
Journalisten waren während der Messe nicht gerne gesehen. Fotografen wurden behindert oder gar nicht eingelassen, während ein Kameramann der konservativen Onlineplattform "gloria.tv" seine Runden zog, um immer wieder voll besetzte Kirchenbänke zu filmen.

Nicht ganz so friedlich ging es vor dem Fest zu. Mehrmals konnten Handgemenge zwischen Gegnern und Befürwortern nur knapp verhindert werden. Besonders aggressiv seien die Anhänger Skoblickis gewesen, erzählt der Pfarrgemeinderat von Esternberg, Johann Kothbauer: "Die Polarisierung ist extrem. Das ist längst keine Glaubensfrage mehr, sondern eine politische Sache."

Wie gespalten die Menschen in Kopfing sind, war auch nach den beiden Messen spür- und sichtbar. Die Konservativen hielten an ihrem Pfarrer fest, bekannten sich als gläubige Christen und empörten sich über die Aktionsgruppe, die als "Unruhestifter" und "Spalter" verunglimpft wurden.

Es hieß sogar, Skoblicki wäre ein Heiliger, ein segensreicher Apostel, der von den Ungläubigen verjagt werde. Der erzkonservative Journalist Friedrich Engelmann ärgerte sich über Bischof Ludwig Schwarz. "Er hätte herkommen und ein Machtwort sprechen sollen. Doch der Fisch fängt bekanntlich immer am Kopf zu stinken an." Im Lager der Reformer sieht man sich als starke Front gegen den unliebsamen Prediger. Weibold ist zuversichtlich, dass noch eine friedliche Lösung gefunden werden kann, auch wenn er zugibt, dass die Protestaktion extrem war.

Herbert Grömer, Mitglied der Aktionsgruppe, hat sich zum Kirchenaustritt entschlossen: "Den Glauben an Gott bewahre ich mir - den Glauben an seine irdischen Vertreter habe ich verloren."

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