"Knoten Hauptbahnhof überlastet"

Die Linz Linien sind mit 108 Millionen Passagieren nach den Wiener Linien und den ÖBB das drittgrößte Verkehrsunternehmen Österreichs.
Linzer Stadtrat Hein fordert zweite Straßenbahnachse und hinterfragt die Mühlkreisbahn.

Markus Hein, seit Oktober Verkehrsstadtrat in der Landeshauptstadt, hält den Bau der zweiten Straßenbahnachse für ein vorrangiges Projekt. Der 43-jährige FPÖ-Politiker bezieht damit die gegenteilige Position zum Verkehrsexperten Robert Struger. Der ehemalige ÖBB-Manager hat im KURIER dafür plädiert, dem Ausbau des S-Bahn-Systems rund um Linz den Vorzug gegenüber dem Bau der neuen Straßenbahn zu geben. Begründung: Das Verkehrsproblem von Linz liege an den Stadteinfahrten und nicht im Zentrum.

Die Diskussion der beiden ist auch insofern pikant, als sich Struger der Wertschätzung von Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) erfreut, der ihn als Vertreter des Landes in die Oberösterreichische Verkehrsholding entsandt hat.

Starker Süden

"Das Schnellbahnsystem ist wichtig, aber die zweite Straßenbahnachse ist noch wichtiger", argumentiert Hein im Gespräch mit dem KURIER. "Wir stehen vor dem Problem, dass sich der Linzer Süden derartig stark entwickelt hat, dass die Straßenbahnen, die vom Süden kommen, dermaßen voll sind, dass der Knoten Hauptbahnhof völlig überlastet ist." Zu den Stoßzeiten würden die Straßenbahnen Stoßstange an Stoßstange stehen, "wir bekommen die Leute vom Hauptbahnhof nicht weg". Die Straßenbahn sei wesentlich attraktiver als die von Struger vorgeschlagene Busverbindung. "Auf dieser Strecke fahren bereits die Linien 12 und 25, sie sind 2014 auf 11,2 Millionen Fahrgäste gekommen."

Die Kosten für die zweite Straßenbahnachse würden bei der vorgesehenen großteils unterirdischen Führung 280 Millionen Euro betragen. Landesrat Steinkellner möchte neben der Schmalspur für die Straßenbahn auch eine Normalspur einrichten, damit die Züge der Mühlkreisbahn in den Hauptbahnhof einfahren können. Das bedeutet, dass sich allein der Tunnel wegen der größeren Breite um 16 Millionen verteuern wird. Hein: "Ich sehe weniger die Baukosten als Problem, sondern die Betriebskosten, denn zwei unterschiedliche Systeme verursachen einen höheren Aufwand." Berechnungen gebe es dazu noch keine. Bei einem Koordinationstreffen von Stadt und Land Anfang Dezember sei man übereingekommen, eine Studie erstellen zu lassen, ob es nur die Schmalspur oder eine Kombination von Schmalspur und Normalspur geben soll.

Hein meint, man sollte eher die Kosten der Mühlkreisbahn mit den Kosten einer Buslinie vergleichen als mit der zweiten Straßenbahnachse. "Wie viele Menschen fahren wirklich von Aigen-Schlägl nach Linz? Eine Buslinie würde wesentlich günstiger kommen. Busse könnten auch in die Ortszentren fahren, wo die Menschen tatsächlich wohnen. Vielleicht liegt es an Strugers Vergangenheit als ÖBB-Manager, dass er mehr Herzblut für die Bahn hat."

Mühlkreisbahnhof

Hein bezweifelt auch die von Struger genannte Zahl von 5000 Fahrgäste, die die Mühlkreisbahn täglich benützen würden. "Hier liegen uns keine Zahlen vor. Die Linzer Lokalbahn LILO bringt immerhin zwei Millionen Gäste. Die Mühlkreisbahn ist weit davon entfernt."

Während in der Wertschätzung der Mühlkreisbahn deutliche Differenzen zwischen Steinkellner/Struger und Hein deutlich werden, sind sich die drei beim Mühlkreisbahnhof einig. "Ich sehe es als großen Charme, ihn als Verkehrsknotenpunkt Urfahr auszubauen. Es ist meine Wunschvorstellung, einen attraktiven Umsteige-Knoten zu schaffen. Denn wenn man alles zum Hauptbahnhof bringt, ist das ohne zweite Schienenachse keine wirkliche Entlastung. Denn dann kommen noch mehr Menschen zum Hauptbahnhof."

Laut der im vergangenen von SPÖ und ÖVP präsentierten Pläne könnte die neue Straßenbahn 2020 fertig sein. Das Land hat sich verpflichtet, für 45 Prozent der Kosten aufzukommen, für die Stadt verbleiben 55 %. Hein glaubt, dass das von der Stadt gehoben werden könnte. "Das kann man nicht aus dem laufenden Budget finanzieren, man könnte dafür eine Finanzierungsgesellschaft errichten."

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