Kleine Helferlein im Kampf gegen das Virus

Kleine Helferlein im Kampf gegen das Virus
Vitamin D, Mundspülungen oder Colchicin sind keine Wundermittel, aber werden zur Unterstützung von Covid-19-Kranken beforscht

„Die Suche nach einem Präparat, das als Arzneimittel gegen Covid-19 eingesetzt werden kann, ist berechtigt. Abgesehen von der Impfung ist auch die medikamentöse Therapie eine Säule in der Behandlung von bereits Erkrankten“, sagt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Uniklinikum in Linz.

Kleine Helferlein im Kampf gegen das Virus

Bernd Lamprecht leitet die Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepleruniklinikum

„Ein Allheilmittel würden wir dringend brauchen.“ Deswegen werde weltweit so intensiv in alle Richtungen geforscht. Lamprecht analysiert für den KURIER drei mögliche Wirkstoffe, die derzeit internationale Beachtung finden.

Eine Person hält einen Tropfspender mit gelber Flüssigkeit ins Sonnenlicht.

Vitamin D wird im menschlichen Körper großteils über die Haut unter Einwirkung von Sonnenlicht gebildet.

"Kann Corona nicht verhindern"

Vitamin D. Die Wirkung von Vitamin D wird seit hundert Jahren diskutiert. „Man muss die Lage nüchtern betrachten“, sagt Lamprecht. „Untersuchungen zeigen, dass da, wo ein Vitamin D-Mangel besteht, es oft ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf bei einer Corona-Erkrankung gibt.  Man kann daraus aber nicht ableiten, dass Vitamin D-Mangel die Ursache dafür ist.“

International gibt es mittlerweile einige Forscherkonsortien, die genau diesen Zusammenhang untersuchen, geprüfte Studien dazu gibt es bis dato nicht. „Man darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen  oder denken, dass man Corona verhindern kann, wenn man nur ausreichend mit Vitamin D versorgt ist“, warnt Lungenprimar Lamprecht.

Auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D müsse vor allem bei jenen Menschen geachtet werden, deren Mobilität stark eingeschränkt ist oder die an Osteoporose leiden. „Für alle anderen reicht jene Dosis, die wir über das Sonnenlicht und die Ernährung zuführen können.“

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"Lokale Reduktion der Virenlast"

Mundspülung. In Deutschland laufen derzeit 30 klinische Studien zur Wirkung von Mundspülungen  bei Covid-19-Infektionen.   „Eine Mundspülung ist eine lokale Maßnahme, die punktuell Sinn machen kann“, sagt Experte Bernd Lamprecht.  „Wenn  mit Substanzen gegurgelt wird, die zum Beispiel zur Schleimhautdesinfektion geeignet sind, kommt es  zu einer deutlichen Reduktion der Viruslast im Mund-Nasen-Rachenraum.  Es gibt aber noch keinen wissenschaftlichen Beleg, dass dadurch der Verlauf der Erkrankung beeinflusst wird.“  Im Alltag sei die Mundspülung  eher unpraktisch: „Man müsste die  relativ große Region sehr oft begurgeln. Das kann dazu führen, dass die Schleimhaut gereizt wird“, so Lamprecht.

Wer gurgelt, muss dazu die Maske abnehmen und verteilt Aerosole im Raum; „In Gesellschaft ist das keine gute Idee.“ Die Mundspülung lokal einzusetzen, um etwa die Übertragung des Virus’ vor einem Zahnarztbesuch unwahrscheinlicher zu machen, dagegen spreche gar nichts.

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Kommt Hilfe von der Herbstzeitlosen?

Colchicin. Ursprünglich aus den Samen der Herbstzeitlosen gewonnen, gilt Colchicin als der Stern am Himmel der möglichen Corona-Arzneien. Derzeit gibt es noch keine begutachteten Studienergebnisse, eine Forschungsgruppe aus Kanada veröffentlichte aber kürzlich Ergebnisse nach dem Ende ihrer Phase-3-Studie, die zeigen sollen, dass Colchicin als Tabletten verabreicht, schwere Krankheitsverläufe wesentlich seltener mache.

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