Kirschen haben heuer eine höhere Qualität

Warme Temperaturen und weniger Regen lassen heimische Kirschen schneller reifen
Kirschernte. Norditalienische Verhältnisse und günstiges Erntewetter bescheren den Konsumenten eine höhere Qualität bei regionalem Obst.

Heuer ergibt sich ein sehr positives, außergewöhnlich frühes Erntejahr. Darin sind sich der Obstbaureferent der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Heimo Strebl, und Obstbauer Rudolf Wiesmayr vom Meindlhumerhof in Scharten einig. „Die Kirschernte ist heuer durchwegs früher als in den letzten Jahren. Konkret sprechen wir von zwei bis drei Wochen, bedingt durch das trockene Wetter“, sagt Strebl. Laut Wiesmayr spielen auch die hohen Nachttemperaturen eine Rolle. Insgesamt verlagert sich die Hauptsaison auf Mai bis Anfang Juli, statt bis Anfang August.

Weniger Schäden

„Heuer gibt es weniger aufgeplatzte Früchte, wodurch sich ein größerer Ernteanteil als Tafelware verkaufen lässt“, sagt Strebl. „Was für die diesjährige Ernte begrenzend wirkt, sind die punktuelle Trockenheit und der geringe Niederschlag.“ Dadurch und durch die heißen, generell fast norditalienischen Verhältnisse seien die Kirschen der aktuellen Ernte aber tendenziell etwas kleiner als gewöhnlich. „Aber verglichen mit der Birne gibt es bei der Kirsche weniger Probleme, weil sie tief verwurzelt ist.“ Die derzeitige, sehr warme Wetterlage hat durchaus positive Effekte. „Üblicherweise kämpfen wir mit durch Pilze ausgelöste Krankheiten.“

Diese Saison sei die Sprühfleckenkrankheit aufgrund der trockenen Witterung fast komplett ausgeblieben. „Außerdem kann die Ernte im Großen und Ganzen bei Schönwetter stattfinden.“ Das ist auch deshalb wichtig, weil die Kirsche nicht nachreift und aufgrund dessen bei voller Reife geerntet werden muss.

Die geschätzten 20 Prozent weniger Ernte durch die fehlende Fruchtgröße sieht Strebl gelassen. „Wir sprechen hier nicht von einem großen Ausfall, sondern von der üblichen Menge, die für den Verkauf wegfällt.“ In den letzten Jahren habe der Regen dafür gesorgt, dass das Obst nicht nur optische Schäden davon getragen hat. „Aufgeplatzte Kirschen muss ich weiter verarbeiten, zum Beispiel zu Saft“, sagt er.

Wiesmayr erzählt, dass in seiner Gemeinde in den letzten Jahren viel investiert worden ist, um Schäden am Obst zu vermeiden. „Gerade bei Kirschen, wo wir frühe, mittlere und späte Sorten je nach Reifezeit haben, ist Vorsicht geboten. Wenn es zu viel regnet oder hagelt, kann ein großer Anteil auf einmal kaputt sein.“

Minimales Risiko

Um das Produktionsrisiko zu minimieren ist derzeit fast dreiviertel der Anbaufläche bei der Gruppe der Schartner-Premium-Bauern überdacht. „Es gibt zwar immer wieder Menschen, die das als Verschandelung der Landschaft bezeichnen, aber für uns Produzenten ist es ein wesentlicher Schritt.“ Bei den vermehrt auftretenden Wetterkapriolen wolle man so gut wie möglich vorbereitet sein. „Diese Themen kommen zusätzlich zu den gewöhnlichen Risiken dazu.“

Rund 25 bis 30 Betriebe mit Schwerpunkt in der Kirschenproduktion sind derzeit in Oberösterreich angesiedelt. „Dazu gibt es noch einige, die nebenbei etwas mit Kirschen anbieten“, sagt Strebl. Es seien viele Neueinsteiger in den heimischen Betrieben. Vermarktet werden rund 30-50 Prozent dieser Steinfrüchte Ab-Hof. Die andere Teil werde dem Handel zugeliefert und auf Märkten verkauft.

Es gebe vor allem deshalb einen großen Zuwachs an Kirschen, weil mehr angepflanzt wurde. „Die Gesamtanbaufläche in Oberösterreich beträgt derzeit geschätzt zwischen 80 und 100 Hektar.“ Davon liegen alleine rund 50 bis 60 Hektar in der Gemeinde Scharten (Bezirk Eferding). „Bei uns“, sagt Wiesmayr, „gibt es auch ein paar Betriebe, wo man sich die Kirschen selbst pflücken kann.“ Aber rund 90 Prozent werden von den Bauern selbst, unterstützt von professionellen Erntehelfern gepflückt. „Das hat vor allem mit der qualitativen Erhaltung der Bäume zu tun.“ Die Lohnnebenkosten für Arbeitskräfte seien zwar in hierzulande höher als in Deutschland oder in Italien. Aber es zahle sich aus, gute Arbeitskräfte zu engagieren.

Guter Boden

Die besonders hohe Qualität, die die Kirschproduktion in Scharten mit sich bringt, wird unter anderem den günstigen klimatischen Verhältnissen und dem guten Boden zugeschrieben. Daneben zählt auch Buchkirchen im Bezirk Wels-Land zu den beiden größten Obstbaugemeinden Oberösterreichs. Laut Statistik Austria gab es im Vorjahr trotz Spätfrost österreichweit eine überdurchschnittlich hohe Obsternte. Bei einer ertragsfähigen Anbaufläche für Kirschen in Oberösterreich von damals 50 Hektar belief sich der Ertrag auf acht Tonnen pro Hektar. Die Gesamterntemenge betrug 403 Tonnen. Damit lag Oberösterreich im Bundesländervergleich auf Platz zwei hinter Niederösterreich.

Die Verwendung der Kirschen ist hierzulande sehr vielfältig. Neben dem Direktverkauf Ab-Hof und auf Märkten werden vielfältige Produkte erstellt, zum Beispiel Marmeladen, Gelees, Röster oder Brände.

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