Kleinkind von Zug überfahren

Schock und Betroffenheit herrschte am Mittwoch an der Unglücksstelle am Bahnhof Linz-Ebelsberg.
Kinderwagen rollte auf Gleis, während die Mutter Fahrkarten holte – Tochter war sofort tot.

Keine Überlebenschance hatte ein erst 18 Monate altes Mädchen, das am Mittwochvormittag am Bahnhof Linz-Ebelsberg von einem Güterzug erfasst und tödlich verletzt wurde.

Das Unglück ereignete sich kurz vor 10 Uhr: Die 33-jährige Mutter aus Ebelsberg wollte offenbar den Regionalzug bis zum Linzer Hauptbahnhof nehmen. Als sie mit ihrer Tochter bereits auf dem Bahnsteig war, dürfte die Frau bemerkt haben, dass sie noch keine Fahrkarten gelöst hatte. Also ließ sie den Kinderwagen unbeaufsichtigt stehen und nahm die Treppe ins Untergeschoß, wo sich ein Ticketautomat befindet. Ausgerechnet in diesem Moment passierte ein Güterzug aus Wien die Haltestelle und erfasste den Buggy. Das 18 Monate alte Mädchen war laut Angaben der Polizei sofort tot.

Warum der Buggy plötzlich zu rollen begann und über die Bahnsteigkante kippte, steht noch nicht fest: "Der Bahnsteig ist leicht abschüssig. Vermutlich hat sich der Kinderwagen durch die Sogwirkung des durchfahrenden Güterzugs in Bewegung gesetzt und ist vom zwölften Waggon erfasst worden", berichtet Oberst Manfred Rauch vom Stadtpolizeikommando Linz.

Ob sich am Buggy eine Bremse befand und diese auch angezogen war, muss erst ermittelt werden. Eine Fremdeinwirkung schließt die Polizei aus.

Während des Zwischenfalls befand sich eine Person auf dem Bahnsteig. Der Zeuge war allerdings zu weit von dem Kinderwagen entfernt, um eingreifen zu können. "Der Mann hat nur bemerkt, dass der Kinderwagen auf einmal nicht mehr da war", sagt Rauch. Das bestätigen auch die Aufnahmen aus der Videoüberwachung der ÖBB.

Krisenintervention

Die Mutter, die noch zwei weitere Kinder hat, musste nach dem Unglück vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut werden. Ebenso der Lokführer des Güterzugs, der nach dem Zusammenprall mit dem Kinderwagen noch bis zum Linzer Hauptbahnhof weiterfuhr. Ob er den Unfall sofort mitbekam, ist fraglich. "Die Güterzüge passieren den Bahnhof Ebelsberg mit bis zu 100 Stundenkilometern", erklärt ÖBB-Sprecher Michael Braun. Er betont, dass alle Sicherheitsvorschriften eingehalten worden seien. "Es gibt eine entsprechende Sicherheitslinie und es erfolgte auch eine Lautsprecheransage, dass der Güterzug durchfährt. Das hat dieses Unglück leider nicht verhindern können. Wir möchten den Angehörigen unser Mitgefühl ausdrücken."

Auch der Lokführer eines nachkommenden Regionalzugs musste psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Er konnte unmittelbar vor der Unglücksstelle anhalten, an der sich noch der Leichnam des Mädchens und die Überreste des Kinderwagens befanden. "Der Kollege ist natürlich sehr geschockt. Es ist wichtig, dass es in solchen Situationen professionelle Unterstützung gibt", sagt ÖBB-Betriebsratschef Helmut Woisetschläger.

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