Kinder vor Gefahr im Netz schützen

Eltern im Internet
Experten warnen, das Onlinestellen von Kinderfotos könne Kriminellen in die Hände spielen.

Viele frisch gebackenen Eltern sind so stolz auf ihren Nachwuchs, dass sie ihn am liebsten der ganzen Welt zeigen würden. Wenige Klicks später steht das gerade selbst erstellte Foto vom süßen Nachwuchs vielleicht online. So landen immer mehr Kinderfotos im Netz. Experten bewerten diese Entwicklung zunehmend als besorgniserregend. Denn vielfach werden die damit verbundenen Gefahren für das jeweilige Kind unterschätzt.

"Fremde können Cybermobbing oder Kinderpornografie im Netz betreiben und dabei bedienen sie sich nicht nur aus illegalen Quellen, sondern sammeln auch Fotos aus sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder WhatsApp", sagt Tom Wannenmacher, geschäftsführender Vereinsvorsitzender von mimikama – Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch. Gemeinsam mit Andre Wolf setzt er sich für verantwortungsbewussteres Verhalten im Internet ein. Bekannt wurde ihre Plattform mimikama.at auch durch das Aufdecken von bewusst veröffentlichten Falschmeldungen.

"WhatsApp und Facebook sind Teil unserer Welt, aber man muss sich dessen bewusst sein, was man postet", sagt Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger im Gespräch mit dem KURIER. Es könne zu diesem Thema gar nicht genug Bewusstseinsbildung betrieben werden.

Mitbestimmung

"Man kann Kinder bereits mit zwei, drei Jahren in die Entscheidung, wo die Fotos aufscheinen einbeziehen, indem man es mit ihnen ab spricht und sie schrittweise zur eigenen Entscheidung heran führt", sagt Winkler-Kirchberger.

Das Recht am eigenen Bild, wonach jeder selbst entscheiden könne, welches Abbild von sich produziert und veröffentlicht wird, gelte auch für Kinder. "Es ist wichtig, dass Kinder so bald wie möglich die Grundhaltung lernen, niemanden ohne Einstimmung zu fotografieren oder zu Filmen und Fotos oder Videos nur mit Einverständnis der Abgebildeten zu veröffentlichen." Ein No-Go sei, Kinder mit nackter Haut zu zeigen, beim Baden, Wickeln oder am Töpfchen. Das spiele pädophil veranlagten Menschen in die Hand, die danach suchen. Wichtig sei auch, niemanden in peinlichen Situationen zu zeigen. "Am besten fragt man sich vor dem Posten selbst, ob man das von sich im Internet sehen will. Es könnte andere Menschen verletzen."

Kinderschutz

Der Kinderschutz liege allein in den Händen der Erziehungsberechtigten, sagt Wannenmacher. "Unser Appell an die Eltern: Bitte veröffentlicht keine Kinderbilder im Internet." Stattdessen solle man die Fotos wie früher in Fotoalben zeigen. "Wenn es gar nicht anders geht, achtet bitte auf die richtige Privatsphäreeinstellung auf Facebook und postet die Bilder nicht öffentlich, sondern nur für Freunde." Noch besser sei es, über die benutzerdefinierte Einstellung einzelne Personen zu markieren. Alleine diese Einstellung würde die Gefahr eines Missbrauchs deutlich eingrenzen.

"Ich zeige meine Kinder nicht online, nur in Print-Produkten", sagt Christina Tropper, Österreichs erfolgreichste Familienbloggerin im Gespräch mit dem KURIER. Denn Print lande irgendwann im Altpapier, Daten seien für immer im Netz. "Online gibt es 2-3 ausgewählte Fotos, die im Zusammenhang mit dem Blog einerschreitimmer.com veröffentlicht werden, nicht mehr." Sonst verwende sie anonymisierte Bilder, wo zum Beispiel Kinder mit Kapuzenpulli und nur von hinten zu sehen seien. "Am Beginn meines Blogs habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, die Namen der Kinder zu anonymisieren."

"Sollte doch etwas passieren, ist es gut, zu wissen, an wen man sich wenden kann", sagt Winkler-Kirchberger. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft bietet Unterstützung.

www.kija-ooe.at

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