Junge sollen mehr verdienen, Ältere weniger
„Ich erlebe das immer wieder bei meinen Sprechtagen", erzählt ÖAAB-Obmann Landeshauptmann Stellvertreter Franz Hiesl, „die über 50-Jährigen haben null Chancen am Arbeitsmarkt. Die Betriebe suchen junge, billige, gut ausgebildete und mobile Arbeitskräfte." Ein über 50-Jähriger müsse halt auch mehr verdienen als ein 25-Jähriger, denn er brauche das als Anrechnung für seine Pension. Außerdem müsse man zur Kenntnis nehmen, dass ein 55-Jähriger schon ein älterer Mensch sei. Hiesl führt ein Beispiel für die schwierige Arbeitssuche an. Als die Firma GEA in Gaspoltshofen zugesperrt habe, habe ein gut ausgebildeter 45-jähriger Techniker, der 3500 Euro brutto verdient habe, vergeblich einen neuen Arbeitsplatz gesucht. Er habe sich auf einen anderen Beruf umschulen lassen müssen.
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl kennt das Problem, dass ältere Arbeitnehmer keinen Job finden. „Hier muss man etwas machen." Er fordert im Gespräch mit dem KURIER eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die die Menschen in die Lage versetze, gesundheitlich und qualifikationsmäßig fit zu bleiben. „Darüber hinaus müssen die Sozialpartner über die Neugestaltung der Einkommenskurve nachdenken, bei der die Jungen mehr verdienen. Heute kann es passieren, dass ein 60-Jähriger doppelt so viel kostet wie ein 30-Jähriger. Dann kann ich es einem Betrieb nicht verübeln, wenn er zum Älteren sagt, bitte geh in Pension. Daher eine gleichmäßigere Einkommenskurve, die nach Leistung und Erfahrung zahlt. Derzeit verdienen die Jungen zu wenig und die Alten relativ viel. Die Alten müssen aber umgekehrt die Jungen unterstützen, damit sie sich eine Familie und Hausstandsgründung leisten können." Das gehöre geändert.
Zuverdienstgrenze
Leitl lehnt eine Bestrafung von Betrieben ab, die zu wenig ältere Arbeitnehmer beschäftigen. Er setzt auf Anreiz statt Strafe. Jemand, der regulär in die Pension gehen könne und weiterarbeite, sollte einen Zuschlag von 25 Prozent der fiktiven Pension erhalten, der Arbeitgeber ebenfalls 25 Prozent. Die restlichen 50 Prozent sollten im Pensionstopf verbleiben. Weiters sollte die Zuverdienstgrenze aufgehoben.
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