Jemanden einfach wegzuschicken, ist eine heikle Sache

Fritz und Seppy kommen sich beim Spielen in die Haare
Verlieren zu können, ist nicht einfach. Von Christa Koinig.

Ich hatte mir so viel fürs neue Jahr vorgenommen, auch dass ich nicht mehr so oft streiten werde. Aber leider ist es in den ersten Tagen schon wieder passiert. Mein Freund Fritzi hat mich besucht und ein paar Spiele mitgebracht. „Mensch, ärgere dich nicht“ war auch dabei. Das spiel’ ich besonders gern, weil ich die bunten Männchen so lustig finde. Aber ich möchte halt immer gewinnen.

Rausgeschmissen

Leider war es Fritzi, der viele Sechser gewürfelt hat, und ein paar Mal hat er mich sogar rausgeschmissen, als ich kurz vor dem Ziel war. Da ist mir der Kragen geplatzt und ich hab’ geschrien: „Du hast gemogelt!“. Natürlich hatte er nicht gemogelt, ich hatte einfach kein Glück beim Würfeln und war enttäuscht, weil ich nicht verlieren kann. Fritzi wollte mich beruhigen und hat gemeint: „Sei nicht so angerührt! Das Spiel heißt doch ‚Mensch, ärgere dich nicht!‘“. Und ich drauf: „Ich bin kein Mensch! Und überhaupt mag ich mit dir nicht mehr spielen!“

"Dann geh' ich halt!"

Da hat Fritzi das Spiel zusammengepackt und gesagt: „Dann geh’ ich halt wieder!“ „Kannst eh geh’n und brauchst gar nimmer kommen!“, hab ich ihm noch hinterhergerufen. Ein wenig später hab ich’s dann bereut und es hat mir leidgetan. Ich hab halt wieder einmal die Omama gefragt, was sie dazu meint. Sie hat einige Zeit lang überlegt. „Seppy, manchmal schickt man jemanden weg, nur um zu sehen, ob er wiederkommt. Aber das ist ganz eine heikle Sache! Ich hab auch einmal jemanden weggeschickt.“ „Und? Ist er wieder gekommen?“ „Nein“, hat Omama geantwortet, und gerade als ich sie umarmen und trösten wollte, hat sie gesagt „… bis jetzt noch nicht …!“. Dabei hat sie mir zugezwinkert mit ihrem verschmitzten, zuversichtlichen Lächeln, das ich so liebe.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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