Integrationsbüro in Hitlers Geburtshaus geplant

Hitlerhaus Braunau, Mahnstein
Die Volkshilfe will das Haus für soziale Zwecke adaptieren und prüft nun ihre Möglichkeiten.

Es kommt Bewegung in die schier endlose Debatte um die Nutzung des leer stehenden Geburtshauses von Adolf Hitler in Braunau. Wie dem KURIER zugetragen wurde, hat die Volkshilfe konkretes Interesse angemeldet. Ein Integrationsbüro, Sprachkurse für Migranten und weitere Sozialbüros sind im Gespräch.

Die Volkshilfe habe ein Angebot von der Stadt bekommen, bestätigt Geschäftsführer Karl Osterberger: „Wenn die Rahmenbedingungen passen, schlagen wir gerne ein. Es wäre natürlich eine tolle Signalwirkung, wenn eine soziale Einrichtung dort unterkommt.“

Voller Tatendrang ist auch SPÖ-Nationalratsabgeordneter Harry Buchmayr: „Wir haben der Volkshilfe bereits Pläne vom Gebäude übermittelt, weil noch einige Umbauarbeiten notwendig sind.“ Der Braunauer Stadtpolitiker hat im November einen Arbeitskreis mit Teilnehmern aller Fraktionen angeregt, der in Abstimmung mit dem Innenministerium Pläne entwickeln sollte. Es habe sich herauskristallisiert, dass Historiker eine Gedenkstätte in Hitlers Geburtshaus nicht für notwendig halten. „Man sollte das Haus nicht überhöhen. Hitler wurde zwar dort geboren, aber sonst ist de facto nichts passiert“, erklärt Buchmayr.

„Welt schaut auf uns“

Er ist erleichtert, dass endlich eine Lösung in Sicht ist. „Wir haben den Ball vielleicht zu lange flach gehalten.“ Bisher wurde strengstes Stillschweigen über die Gesprächsinhalte des Arbeitskreises gewahrt. Sein Sprecher, Bürgermeister Johannes Waidbacher, zum KURIER: ‚„Wir werden erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn auch noch das letzte Detail geklärt ist. Es ist ein hochsensibles Thema – nicht nur für Braunau. Die ganze Welt schaut auf uns.“

Deshalb äußert er sich auch nicht zu einem weiteren Gerücht, dass die Zweigstelle der Volkshochschule (VHS) in Braunau die Räumlichkeiten für Sprachkurse nutzen möchte. VHS-Geschäftsführer Dieter Daume hält sich ebenfalls bedeckt: „Jeder, der sich an der Diskussion um dieses Haus beteiligt, löst damit einen Riesenwirbel aus.“ Dass es konkrete Pläne gibt, bestreitet er. „Es besteht kein dringender Bedarf für uns. Wenn uns die Stadt etwas anbietet, sind wir gerne gesprächsbereit.“

Varianten

Andreas Wallner, der Sprecher von Ministerin Johanna Mikl-Leitner, bestätigt, dass eine Nutzung des Hitler Geburtshauses für das Innenministerium zu folgenden drei Bereichen in Frage kommt: „Eine soziale oder eine caritative Nutzung sowie Weiterbildung wären ganz in unserem Sinne.“ Kurse der Volkshochschule wären demnach für das Innenministerium in Ordnung. Wallner kündigte „in nächster Zeit“ konkrete Gespräche mit der Stadtgemeinde an.

Alle weiteren Schritte müssen zunächst mit der Hausbesitzerin Gerlinde P. abgeklärt werden. Seit die Lebenshilfe vor eineinhalb Jahren mit ihrer Behindertenwerkstätte ausgezogen ist, steht das Haus leer. P. soll monatlich 4700 Euro Miete vom Innenministerium beziehen, das einen unbefristeten Mietvertrag hat.

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