Das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau am Inn wird umgebaut. Daran hält das Innenministerium (BMI) fest. Und zwar trotz mehrfacher Kritik von vielen Seiten – zuletzt von einer lokalen Initiative.
Nun meldete sich jene Kommission zu Wort, die den Abschlussbericht zum „historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers“ verfasste, um das Vorgehen zu verteidigen.
Wie geplant, soll das Haus durch den Umbau in seinen Ursprungszustand – also vor der Adaptierung durch die Nazis – zurückversetzt werden, erklärt der Historiker Oliver Rathkolb, der der Kommission angehört. Damit wolle man aber nicht etwa die Geschichte neutralisieren, sondern dem Gebäude den Wiedererkennungswert nehmen.
Kein Abriss
Ein Abriss – abgesehen davon, dass er auch rechtlich nicht zugelassen sei – sei von der Kommission deshalb abgelehnt worden. „Das würde international als Versuch Österreichs angesehen werden, sich nicht mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.“
Stattdessen also der Umbau. Schon diesen Herbst soll damit begonnen werden. Mit rund 20 Millionen Euro Gesamtkosten rechnet das BMI derzeit – ursprünglich waren es fünf Millionen Euro.
Die Kosten seien aber wegen Corona, dem Ukrainekrieg und der umfangreichen Umbaumaßnahmen nach oben korrigiert worden. Zudem wurden bisher lediglich die Nettobaukosten kommuniziert, sagt Peter Skorsch, Leiter der Gruppe Wirtschaft, Raum und Technik im BMI. 2025 soll das Projekt abgeschlossen werden.
Als Vorbild für den Umbau dient der Entwurf des Vorarlberger Architekturstudios „Marte Marte“. Bei einem Architekturwettbewerb konnte der schnörkellose Entwurf, bei dem sogar der am Gehsteig angebrachte Mahnstein fehlt, überzeugen. Der Mahnstein aber werde bleiben, heißt es aus der Gemeinde Braunau. Dem Plan, dem Haus die Wiedererkennung zu nehmen, schade das zwar, sagt Rathkolb. Aber: „Der Wunsch der Gemeinde muss respektiert werden.“
Mit der Geschichte brechen soll das Haus künftig aber nicht nur äußerlich, sondern auch inhaltlich. Eine museale Nutzung lehnt die Kommission deshalb ab. „Auch wenn man mit guten Vorsätzen arbeitet, so spielt man gleichzeitig doch mit dem Hitler-Mythos“, sagt Rathkolb.
Die Polizei zieht ein
Der Alternativvorschlag der Kommission: eine „sozialkaritative oder behördlich-administrative Nutzung. Das BMI trägt dem Rechnung und will im Geburtshaus eine Polizeiinspektion, ein Bezirkskommando und ein Zentrum für Menschenrechtsschulungen für Polizisten einrichten. Oberflächlich betrachtet passe das vielleicht nicht zusammen, sagt Rathkolb. „Aber es sollte zum Verständnis der Polizei gehören, sich als die größte Menschenrechtsorganisation zu verstehen.“ Dieses Verständnis könne durch die Schulungen im Hitler-Geburtshaus weiter vertieft werden. Nicht nur die oö. Polizei und Polizeischüler, sondern alle Polizisten sollen sich deshalb künftig dafür anmelden können, sagt David Furtner von der LPD OÖ.
Dass das allein – also die äußerliche und inhaltliche Umgestaltung des Hauses – den Mythos um Adolf Hitler eliminiert, glaubt Rathkolb zwar nicht, „aber man kann sich dem annähern.“
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