Seit 2019 gibt es den Beschluss der Republik Österreich, dass das Haus „neutralisiert“ wird. Nach dem Umbau (voraussichtlich ab 2026) ist eine Polizeiinspektion samt Krisenkoordinationszentrum für den Zivilschutzbereich vorgesehen.
Diesem Plan folgt das Innenministerium derzeit. 2020 gab es einen Architekturwettbewerb, den Historiker Sandgruber jedoch kritisiert: Eine Polizeiinspektion brauche keinen Architekturentwurf, der das Haus zu etwas Besonderem mache.
„Die Zuschreibung als Hitlers Geburtshaus wird das Haus nach dem Umbau in dieser Retro-Ästhetik erst recht nicht verlieren“, erklärt Sandgruber und ergänzt: „Adolf Hitler hat im Geburtshaus nur die ersten drei Monate seines Lebens verbracht. Auch Braunau hat ihm nie wirklich viel bedeutet. Den Ort hat er, anders als andere Orte aus seiner Kinder- und Jugendzeit wie Fischlham, Lambach und Leonding sowie Linz, auch nie besucht, als er berühmt geworden war.“
"Stigmatisierung"
Architekt Franz Denk kämpft nach wie vor gegen die „Stigmatisierung in Braunau“, zu der seiner Ansicht nach der Bund mit dem „Verräumen und Verstecken“ beigetragen habe.
So habe er bereits 1993 in seiner Diplomarbeit ein „Haus der Zeitgeschichte“ vorgeschlagen – kein Museum, sondern eine aktive und aktuelle Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart gefordert.
„Die jetzige Vorgangsweise ist eine Fortsetzung der jahrelangen Vergangenheitsverleugnung. Man will sich dem Problem nicht wirklich stellen.
Das ist eigentlich ein Skandal“, sagt der in Braunau geborene Denk. Die Wettbewerbsvorgabe einer „Neutralisierung“ hätte zudem „zu einer Disneyland-Architektur geführt“, das sei eine „Anpassung, die der Täuschung diene, anstatt zu fragen oder aufzuklären“.
Ein Haus der Geschichte hält Sandgruber wiederum für „absurd“, das gebe es nicht einmal in Wien. Er plädiert dafür, das Gebäude „neutral weiter zu nutzen und Hitler nicht zu überhöhen“.
"Symbolkraft entziehen"
Florian Kotanko, Obmann Verein Braunauer Zeitgeschichtetage, spricht beim Architekturwettbewerb von einem Fehler, da dieser das Haus überhöhe: „Er spricht dem Haus eine Bedeutung zu, die es nicht verdient.“ Eveline Doll hält zudem fest, dass sich die Baukosten für eine Neutralisierung von fünf Millionen auf 20 Millionen Euro vervierfacht haben.
Das Innenministerium hält an seinen Plänen fest und folgt weiterhin der Empfehlung der „Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers“, das Gebäude einer sozialkaritativen oder behördlich-administrativen Nutzung zuzuführen und „durch tiefgreifende architektonische Umgestaltung den Wiedererkennungswert und damit die Symbolkraft zu entziehen“.
Denn jedes Museum oder Veranstaltungsstätte, die sich der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit widme, würde die Verbindung mit der Person Hitlers fortschreiben, heißt es aus dem BMI.
Ein Vorteil der Nutzung durch die Polizei sei, dass Verwaltung und Nutzung des Gebäudes in einer Hand liegen würden. Damit sei eine Gewährleistung des gesetzlichen Enteignungszwecks sichergestellt.
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