In guten wie in schlechten Zeiten

David Alaba war auch bereits Gast bei der Jahreshauptversammlung. Zweiter von rechs: Obmann Johannes Obernhumer
2300 Getreue zählt Österreichs größer Bayern-FanKlub. Vereinstreue wird gerade jetzt hochgehalten

Fan des FC Bayern München zu sein war auch schon einmal lustiger. Der erfolgsverwöhnte Fußballklub steht ausnahmsweise in der Tabelle nicht ganz oben, hechelt der Konkurrenz hinterher. Prompt ist Krise im Bayernland: Trainerdiskussion, Medienschelte, Pfiffe gegen die Vereinsführung auf der Generalversammlung. Das „Mia san mia“, selbstbewusstes Vereinscredo, klingt momentan nicht sehr überzeugend.

Johannes Obernhumer aus Natternbach steht zur rot-weißen Fahne. Einmal Bayern, immer Bayern. Der Saisonstart sei ja gut gewesen, „dann ist es plötzlich abgerissen“. Dies auch, weil der „Dusel“, der den Bayern gern nachgesagt wird, bis jetzt völlig ausgeblieben sei. „Früher haben wir in den letzten Minuten die Tore geschossen, jetzt kriegen wir sie.“ Der 54-jährige Briefträger ist seit Gründung des FCB-Fanclubs Natternbach 1989 dabei und seit 1997 dessen Obmann. Exakt 2324 Mitglieder hat der Verein zurzeit. Damit ist er mit Abstand der größte in Österreich und der zweitgrößte außerhalb von Deutschland. Nur einer in Mexiko hat noch mehr Mitglieder, kann aber in gelebter Vereinstreue nicht mithalten.

In guten wie in schlechten Zeiten

Anhänger des Natternbacher Fanclubs in der Allianz-Arena in München

Zu jedem Heimspiel

„Wir fahren eigentlich zu jedem Heimspiel“, sagt Obernhumer. Pro Jahr gibt es zehn organisierte Busfahrten, zu den übrigen Spielen wird individuell angereist. Jeweils im Februar müssen die Karten für die nächste Saison bestellt werden. Die Natternbacher verfügen über 28 Dauerkarten. Darüber hin aus bekommen sie zwischen 80 und 110 Karten zugeteilt. Abnehmer gibt es ein jedes Mal genügend. Auch jetzt, gerade jetzt. Von denen, die nur mit Siegern jubeln, hält Obernhumer wenig. Er nennt sie „Erfolgsfans“. Neuerdings gebe es rundherum wieder auffallend viele bekennende Dortmunder oder auch LASK-Fans, von denen in den man vergangenen Jahren nicht viel gehört habe. „Man muss auch in schlechten Zeiten zu seinem Verein stehen“, sagt der Fan-Boss aus dem Hausruckviertel. Und so sei es ja nicht, dass man als Bayern-Anhänger immer nur obenauf sei. Obernhumer war 1999 und 2012 leidender Zeitzeuge auf der Tribüne, als der FCB jeweils im Champions League-Finale verlor. Darum bin ich 2013 nicht nach Wembley gefahren“, erzählt er, weil er sich schon als Unglücksbringer vorgekommen sei. Prompt gewannen seine Bayern das Endspiel gegen Dortmund.

Die Liebe ist in den 1970er-Jahren entflammt und wird wieder einmal auf eine harte Probe gestellt. Uli Hoeneß, der bullige Vereinspräsident, „agiert momentan vielleicht nicht ganz so glücklich“, räumt Obernhumer ein. Die mittlerweile legendäre Pressekonferenz mit Rundumschlag sei schlicht entglitten, „die ist ihnen komplett ausgekommen“. Klar kriege man das postwendend zurückgezahlt. Und dass man zuletzt „eine solche Legende“ wie Paul Breitner hinauskomplimentiert hat, sei ebenfalls schade. Obernhumer ist mit alldem, was da gerade passiert, nicht glücklich. Er bleibt jedoch diplomatisch.

Kommendes Jahr wird in Natternbach groß gefeiert, der Fanclub besteht dann 30 Jahre. Da hofft man wieder auf prominenten Besuch. Die Bayern schicken ihre Stars regelmäßig zur Fan-Betreuung aus. Hoeneß war bereits da, Toni Kroos, Klaus Augenthaler, zuletzt David Alaba. Und auch der aktuelle Trainer Niko Kovac, damals noch Spieler. Ihm solle man eine Chance geben. „Ich kann nicht immer nur dem Trainer die Schuld geben.“ In der Pflicht seien auch die Spieler. Generell wünscht er sich mehr Respekt im Umgang miteinander. Den habe sich auch Hoeneß verdient: „Ohne ihn stünde der FCB nicht so gut da.“

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