Im Kampf gegen das Open Window

Im Kampf gegen das Open Window
Nach dem Marathon. Rasch umziehen, essen, alkoholfrei trinken und ein Bad helfen nicht zu erkranken

Von Silke Kranz. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät und Sie lesen auch am Tag X die Zeitung beim Frühstück. Tag X? Ja, heute findet der Linz Marathon statt. Wenn ich nicht zu spät bin, wünsche ich Ihnen alles Gute und ein schönes Lauferlebnis.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich Sie noch vor der Ziellinie abfangen möchte. Im vergangenen Jahr habe ich Ihnen über die Ernährung vor und während des Rennens erzählt, heuer möchte ich Ihnen ein paar Tipps zur Ernährung nach dem Wettkampf geben. Vielleicht haben Sie schon einmal am eigenen Leib erfahren, dass Sie einige Tage nach einer körperlichen Belastung erkrankt sind.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

Kranz ist Sport- und Ernährungsmedizinerin

Immunsystem

Das liegt am sogenannten Open-Window-Phänomen. Es beschreibt die immunologische Lücke nach Wettkämpfen oder intensiven Trainingseinheiten, die von einigen Stunden bis zu drei Tagen reichen kann. Während dieser Lücke sinkt die Anzahl der weißen Blutkörperchen, die für die Infektabwehr zuständig sind, das heißt, unser Immunsystem ist geschwächt. Damit ist die Bahn frei für Erreger, vor allem diejenigen, die Durchfälle, grippale Infekte oder solche der Harnwege verursachen können. Mit ein einfachen Tricks können Sie das Risiko einer Erkrankung reduzieren:

1. Ziehen Sie sich so rasch wie möglich um. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sich mit der Medaille um den Hals im Heldenmodus befindet und endlich nicht mehr auf die Uhr schaut. Mit den ganzen Endorphinen im Blut bemerkt man auch nicht, wie rasch man auskühlt. Organisieren Sie sich also möglichst schnell Ihren Kleiderbeutel oder ziehen Sie zumindest den Regenschutz über, der üblicherweise verteilt wird. Vielleicht wartet außerhalb des Zielgeländes auch schon ein lieber Mensch, der Ihnen ein trockenes T-Shirt reicht.

2. Führen Sie innerhalb der ersten dreißig Minuten eine Mischung aus Kohlehydraten und Eiweiß zu. Viele LäuferInnen verspüren in den ersten Stunden nach einem Rennen keinen Hunger. Nachdem die Speicher leer sind, ist der Körper geschwächt. Das Open Window macht seinem Namen alle Ehre und heißt Keime aller Art willkommen. Können Sie nichts essen, trinken Sie zumindest etwas. Optimal wäre zum Beispiel eine Beerenbuttermilch. Diese könnten Sie sogar in Ihrem Kleiderbeutel lagern. Stellt feste Nahrung kein Problem für Sie dar, schnappen Sie sich in der Ziellabe Weckerl und Bananen.

3. Vermeiden Sie Alkohol! Er bremst die Regeneration auf ein Minimum.r. Und Regeneration bedeutet immerhin, den Körper auf sein Ausgangsniveau zurückzubringen, damit Krankheiten vermieden werden können. Außerdem möchten Sie morgen bestimmt vor Ihren KollegInnen die Stiegen möglichst locker hinuntersteigen können. Stoßen Sie mit einem alkoholfreien Bier oder auch einem (!) Radler an, aber machen Sie einen Bogen um das Weinzelt. 4. Nehmen Sie zuhause ein Bad - ich schwöre auf Basenbäder -, lassen Sie den Tag ruhig ausklingen und gehen Sie früh ins Bett. Ausreichend Schlaf schließt das Open Window am besten.

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